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WÜRZBURG: Beatrice Egli: Die Positiv-Denkerin

WÜRZBURG

Beatrice Egli: Die Positiv-Denkerin

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    Beatrice Egli: „Ich glaube, dass das Bedürfnis nach schönen Momenten groß ist.“
    Beatrice Egli: „Ich glaube, dass das Bedürfnis nach schönen Momenten groß ist.“ Foto: Foto: Universal

    Beatrice Egli (30) ist eine der Wenigen, die einen Sieg bei „Deutschland sucht den Superstar“ (2013) in eine echte Karriere umsetzen konnte. Seitdem tritt die einstige Friseurin, die mit 14 ihre ersten Gesangsstunden nahm, regelmäßig im Fernsehen auf. Mit ihren Live-Shows füllt sie auch große Hallen. Beim Telefoninterview wirkt die Schlagersängerin aus dem Schweizer Kanton Schwyz fröhlich und authentisch. Am 14. Dezember ist Egli im Würzburger Congress Centrum zu erleben.

    Frage: Es gibt das Vorurteil, Schlager seien spießig. Wie reagieren Sie darauf?

    Beatrice Egli: Schlager hat so viele Facetten wie es Sänger gibt. Man findet – wahrscheinlich wie in jeder Sparte – spießige und weniger spießige Leute. Spießigkeit hat nichts mit dem Genre zu tun, sondern mit Personen.

    Ist Schlager die Musik, die Sie schon immer machen wollten und die Sie auch weiterhin machen möchten?

    Egli: Definitiv. Schlager ist die Musik, bei der mein Herz schneller schlägt, bei der ich merke, darin gehe ich voll auf, hier kann ich ich sein. Und dann war die deutsche Sprache immer schon meine große Liebe und deswegen ist Schlager für mich auch immer die Nummer eins gewesen.

    Und das sagen Sie jetzt nicht nur aus PR-Gründen?

    Egli: Wer mich kennt und meine Karriere verfolgt hat, weiß: Wenn ich irgendwas aus PR-Gründen gemacht hätte, hätte ich bei „Deutschland sucht den Superstar“ nicht Schlager gesungen, sondern ganz schnell meine Meinung geändert. Damals hieß es noch: „Mit Schlager kommst Du nirgendwo hin, Du musst Pop singen.“ Aber das war mir egal. Mir war's auch egal, ob meine Karriere weitergehen wird – so lange ich das machen kann, wofür ich lebe. So ist es bis heute. Auch das hat nichts mit PR zu tun. Das bin ich als Mensch.

    Apropos DSDS: Dass sich daraus eine Karriere entwickelt, ist selten.

    Egli: Für mich war's ein super Sprungbrett, das ich genutzt habe. Ich konnte mich in den fünf, sechs Jahren seither etablieren und entwickeln. DSDS ist ein Teil meiner Geschichte, aber es ist nicht nur meine Geschichte.

    Dass die meisten Castingshow-Sieger schnell untergehen, liegt wahrscheinlich auch daran, dass das Show-Geschäft ein sehr hartes Geschäft ist.

    Egli: Auf jeden Fall. Es ist ein Beruf, der sehr viel Leidenschaft erfordert. Und Leidenschaft bedeutet eben auch: leiden. Etwa wenn der Wecker nach drei Stunden Schlaf klingelt. Und es ist auch nicht immer schön, in der Öffentlichkeit zu stehen. Manchmal hagelt's Kritiken. Gewisse Dinge muss man dann einfach einstecken. Geschenkt wird einem nichts. Der Beruf ist mit ganz viel Arbeit verbunden: Ich habe mein Leben in den letzten sechs Jahren vollumfänglich auf die Musik konzentriert. Viel Platz für anderes ist da nicht.

    Und die ganze Arbeit, die ganze Mühe, darf auf der Bühne ja nicht zu spüren sein. Da müssen Sie locker und gut gelaunt wirken . . .

    Egli: Das Schöne ist: Die Arbeit kommt vorher. Vorher muss man schwitzen, vorher muss man viel üben, vorher muss man immer wieder ran. Auf der Bühne ist es dann das reine Glück. Auf der Bühne bin ich jemand, der einfach genießt. Da bekomme ich Anerkennung, Lob und Dank für all die Arbeit. Und das ist das Wunderbare an diesem Beruf: Du wirst für den Schweiß belohnt. Es gibt so viele Menschen, die erfahren in ihren Berufen nicht so viel Aufmerksamkeit und Anerkennung, obwohl sie viel leisten für die Gesellschaft oder die Welt und genauso hart arbeiten.

    Was treibt Sie an?

    Egli: Da geht's wieder darum, das zu tun, was ich liebe. Und es ist umso schöner, dass ich so einen Spaß habe – und anscheinend andere damit anstecken kann. Es ist für mich das tollste Gefühl, wenn ich auf der Bühne stehe und gemeinsam mit dem Publikum feiere und wir das Schöne im Leben genießen können. Ich bin wie jeder andere auch: Es gibt Momente, wo man sich freut, abschalten und lachen zu können. Es treibt mich natürlich an, immer noch mehr Menschen anzustecken mit meiner Energie. Und: In jedem Moment, in dem ich mich auf der Bühne austoben kann, lerne ich mich besser kennen und künstlerisch gehen immer wieder neue Facetten auf.

    Ihr Erfolg hat wohl auch mit einer Sehnsucht nach heiler Welt zu tun . . .

    Egli: Ich glaube, dass das Bedürfnis nach schönen Momenten, nach Kopf ausschalten und Herz anmachen groß ist. Wir alle wissen: Es ist eine sehr turbulente Zeit – man muss ja nur die Nachrichten anschauen. Dazu hat jeder noch seinen Alltag zu bewältigen, der nicht leichter wird mit all dem, was wir zu schaffen haben, mit der ständigen Erreichbarkeit. Auch ich selbst spüre die Sehnsucht danach, einfach mal alles zu vergessen. Und obwohl es die heile Welt nicht gibt: Den Glauben daran, dass es sie irgendwann vielleicht doch geben kann, will man nicht aufgeben. Denn wenn wir den aufgeben, haben wir verloren.

    Sie wirken auf mich, als seien Sie ein sehr positiv denkender Mensch.

    Egli: Ich versuch's. Natürlich kenne auch ich dieses „das geht doch nicht mehr“ und „oh Mann, warum wird das nicht besser“. Es gibt schon Momente, in denen mir nicht zum Lachen ist. Das gehört zum Leben. Aber mir ist es ganz wichtig: Wenn ich mal verzweifelt bin oder enttäuscht oder konsterniert über die weltpolitische Lage, trotzdem wieder zu sagen: Wir dürfen nicht aufgeben. Ich versuche halt immer auch, das Gute zu sehen um wieder Energie zu haben und die dann an andere Menschen weiterzugeben.

    Bei Ihrer vorigen Tour „Kick im Augenblick“ haben Sie gesungen, getanzt – es war im Prinzip eine klassische, ehrliche Bühnenshow. Wäre so ein zirkusreifer Auftritt wie ihn Helene Fischer pflegt, was für Sie?

    Egli: Auf jeden Fall möchte ich ganz, ganz viele Menschen erreichen, um ihnen dieses Lebensgefühl, das ich habe, zu geben. Ich habe jetzt eine ganz neue Show mit viel Humor und Comedy. Ich zeige mich von einer Seite, die man noch nicht so kennt. Ich möchte schauspielerisch viel mehr von mir zeigen . . .

    . . . Sie haben ja eine Schauspielausbildung . . .

    Egli: . . . genau. Und es ist immer noch ein Wunsch von mir, diese Seite noch mehr auszuleben, mich weiterzuentwickeln und noch viele Facetten von mir zu zeigen. Aber was mir ganz wichtig ist: Es bleibt eine Musikshow. Meine Band ist großer und wichtiger Teil der Tour. Ich genieße auch die Intimität mit dem Publikum, wenn ich in kleineren Hallen bin . . .

    Intimität, na ja: Ins Congress Centrum, wo Sie in Würzburg auftreten, passen weit über 1000 Menschen . . .

    Egli: Ja. Aber mein Ziel ist, trotzdem diese Intimität zu schaffen. Das hat auch was mit meiner Ehrlichkeit zu tun. Denn bei dieser Nähe zum Publikum kann man nur ehrlich sein.

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