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WÜRZBURG: Bonfire rocken und ein Kerlchen fängt an zu träumen

WÜRZBURG

Bonfire rocken und ein Kerlchen fängt an zu träumen

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    Bemüht: der neue Bonfire-Sänger Alexx Stahl.
    Bemüht: der neue Bonfire-Sänger Alexx Stahl. Foto: Foto: Angie Wolf

    Ein bisschen mehr als 30 Jahre ist's her, da hat ein junges Kerlchen seine langen Haare mal nicht kopfschüttelnd mit denen der Umstehenden schier verheddert. „You make me feel“ – was für eine Ballade. Bonfire lassen's im Würzburger Rockpalast erst so richtig krachen und werden plötzlich schmusig. Und das junge Kerlchen träumt von dem Mädel, das lieber mit dem anderen – oder so . . . Heute hat das Kerlchen keine langen Haare mehr, dafür aber ein Mädel. Und schmusig ist „You make me feel“ immer noch. Dass sich Bonfire aber nicht nur auf die Über-Ballade reduzieren lassen, wollen sie 300 Fans in der Posthalle beweisen.

    Viel übrig ist ja nicht mehr von der Handvoll dauergewellter Jünglinge, die Mitte der Achtziger den internationalen Hair-Metal-Kapellen zeigen wollten, dass auch in Bayern Hardrock mit hoher Frauen-Fanquote möglich ist. Hans Ziller ist die ewige Konstante der Ingolstadter, die 1972 als Cacumen gestartet waren und seit 1986 Bonfire heißen. Er spielt eigentlich viel zu gut Gitarre fürs recht simple Band-Konzept: etwas härtere Riffs, schlichter Rhythmus, eingängige Strophe und klebrige Refrains. Das hat im damals längst nicht so wie heute verästelten Heavy-Kosmos gereicht. Zumal da mit Claus Lessmann auch noch ein charismatischer Sänger war. Seit zwei Jahren singt Alexx Stahl – bemüht und in einigen Passagen unnötig schrill.

    Dem Publikum ist's egal: Glaubt man den im richtigen Moment auf- und zuklappenden Mündern, sind das textsichere Fans. Und die kennen eben mehr als „You make me feel“. Eine Oldie-Band sind die fünf Oberbayern ohnehin nicht. „Temple of Lies“ heißt sie neue CD und der an sich noch wenig geläufige Titeltrack begeistert gleich derart, dass klar ist: Man vertraut Altbewährtem. „Don't touch the Light“ (1986) oder „Under Blue Skies“ (2001) stehen für weitere Schaffensphasen – und schlagen den gleichen Weg ein. Treibender Rock, der nicht wehtut, aber auch keine Meilensteine zurücklässt. Das ist genau das richtige für die Metal-Disco um Halbdrei, wenn der bierhaltige Feuchtigkeitsfilm auf der Tanzfläche lässig acht Maßkrüge füllt.

    Und tatsächlich finden sich im hinteren Teil der kurzweiligen eineinhalb Stunden noch ein paar Perlen. Mit „SDI“ und „Ready 4 Reaction“ biegen Bonfire erstaunlich frisch auf die Zielgerade. Und bevor es mit „Champions“ und Vollgas über die Linie geht, kommt natürlich „You make me feel“ – und die Hand des einst langhaarigen Kerlchens hält statt eines Bierbechers die seiner Frau.

    Bonfire live, das ist neben solidem Rockhandwerk ganz viel Nostalgie. Und die ist gern genommen. Das tut wohl in Zeiten, in der sich Black-, Death-, Thrash-, True-, Melodic- und sonstwas für Metaller darüber streiten, wessen Sub-Sub-Sub-Genre nun das wahre ist. Und dabei aus der Metalcore-Ecke auch noch als allesamt rückständig belächelt werden.

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