Wenn ein Künstler jedes Jahr mindestens einmal nach Würzburg kommt und der Veranstalter stets „Ausverkauft“ melden kann, dann muss etwas dran sein an ihm. Tatsächlich hat der 37-jährige Mannheimer Deutsch-Türke Bülent Ceylan mit seinem Programm „Wilde Kreatürken“ den Nerv einer ganzen – jüngeren – Generation getroffen. Auch diesmal wickelt der gut gebaute Comedian die 3000 in der s.Oliver Arena um den Finger. Zu Heavy-Metal-Klängen und einem Lichtorgel-Gewitter kommt er auf die Bühne, lässt ein paar Schreie los und fängt an, mit dem Publikum zu spielen. Er redet und redet und hört erst nach drei Stunden wieder auf. Da hat er dann all die guten und gemeinen Gags, viele simple Wortspiele, derb-lustige Schweinereien, seine immer besser werdende Schauspielerei, seine Figuren wie den Türken Hasan, die Pelzhändlerin Anneliese oder den Hausmeister Mömpfred unters begeisterte Volk gebracht. Sogar die begehrte Kritik am deutschen Wesen, seinen Auftritt beim Heavy-Metal-Festival im norddeutschen Wacken und die sehr langsame Schweizer La Ola hat er wieder dabei. Weil aber das meiste aus seinen vielen Fernsehsendungen bekannt ist, hat er sich noch einiges einfallen lassen. Auf zwei Anlässen reitet der Wanderer zwischen Deutsch- und Türkentum besonders herum. Im Juni 2011 hatte ihm die Würzburger Feuerwehr den spektakulären pyrotechnischen Teil der Show verboten („nur hier haben die das mit mir gemacht“), und er lässt keine Gelegenheit aus, sich auch jetzt noch darüber lustig zu machen. Und dann ist da noch Mike aus der ersten Reihe. Der meldet sich plötzlich zu Wort und sagt: „In der Pause war ich brunzen!“ Bestellt oder nicht, diese Bemerkung bringt den Liebhaber aller Dialekte so richtig in Fahrt. Er referiert über das rollende fränkische „r“, über norddeutsche Kälte und benutzt das schöne Wort des Wasserlassens gefühlte 1000 Mal. Er ernennt den Urheber zu „Mike der Brunzer“, ändert den Namen der „Turnhalle“ in „Brunzer-Arena“ um und erntet jedes Mal begeisterten Beifall. Über diesem Thema geht manches gut gemeinte kritische Wort unter wie „Das habt Ihr gut gemacht mit den Nazis in Würzburg“ oder „Jetzt für die Kinder: Drogen sind scheiße!“ Als er ziemlich zum Schluss verspricht „Ich bleibe Euer professioneller Depp“, ist der Jubel besonders groß.
WÜRZBURG