Viele kennen seine Stimme, nicht ganz so viele seinen Namen: Als Sänger der Band Free schuf er mit „All right now“ einen Hit für die Ewigkeit, es folgten erfolgreiche Jahre mit Bad Company („Shooting Star“) oder The Firm. Nach einer langen Zeit als Solokünstler versuchte sich der heute 63-Jährige als Freddie-Mercury-Ersatz bei Queen. Jetzt ist er ein Bestandteil der „Rock Meets Classic“-Tour, die am 10. März in der Würzburger s.Oliver Arena Station machen wird. Neben Rodgers, einer Rockband und einem Orchester stehen Bonnie Tyler, Eric Bazilian (The Hooters), Chris Thompson (Manfred Mann's Earth Band) und Steve Augeri (Journey) auf der Bühne. Im Interview spricht Paul Rodgers auch über seine Zeit mit Queen.
Frage: Sie sind jetzt 63 Jahre alt und immer noch erstaunlich fit. Könnte man Sie als einen Überlebenden des Rock 'n' Roll-Lebensstils bezeichnen?
Paul Rodgers: Das kann man vielleicht so sagen. Es liegt aber sicher auch daran, dass ich mich nie mit dem, was ich hatte, zufriedengab, sondern immer danach strebte, meine musikalischen Vorstellungen so umzusetzen, wie ich dies wollte. Das habe ich bei Free, Bad Company oder The Firm gemacht, und heute fühle ich mich gesegnet, überall in der Welt meine Musik präsentieren zu können.
Sie touren ja nach wie vor mit Bad Company. Welchen Stellenwert hat die Band noch für Sie?
Rodgers: Bad Company ist eine großartige Band, wir haben immer sehr viel Spaß, wenn wir zusammen spielen. Doch ich lege mehr Wert auf meine Solo-Aktivitäten. Es ist also eher gelegentlich, dass wir überhaupt gemeinsam spielen, und eher selten, dass wir dazu weiter weg fahren beziehungsweise fliegen.
Sie kommen mit einem großen Orchester und dem „Rock Meets Classic“-Ensemble nach Deutschland. Was reizt Sie an dieser Produktion?
Rodgers: Ganz einfach: Ich habe so etwas noch nie gemacht, meine Stücke zusammen mit einem Orchester zu singen. Als ich von der Gelegenheit hörte, war ich gleich begeistert. Das gibt der ganzen Idee, die hinter dem Rock steht, eine neue Dimension, und das interessiert mich daran.
Welche Songs werden Sie singen?
Rodgers: Das entscheiden wir recht kurzfristig, es werden sicher Klassiker wie „All right now“, „Shooting Star“ oder „Wishing Well“ dabei sein. Aber die Leute sollen sich doch bitte ein wenig überraschen lassen.
Die meisten denken, Ihr Hit „All right now“ bedeute so etwas wie „Alles klar“, wissen aber gar nicht, dass es in dem Stück (frei übersetzt: „Alles sofort jetzt“) eigentlich um Sex geht . . .
Rodgers: Na ja, viele Lieder handeln ja von Liebe und Zweisamkeit, das hält die Welt in Atem. Aber als ich den Song schrieb, hatte ich zuerst den Refrain und dachte mir dann: Okay, was ist denn jetzt all right? Und was könnte besser sein, als wenn ein Junge ein Mädchen trifft und sie sich recht schnell einig sind?
Macht es Ihnen immer noch Spaß, Lieder wie dieses seit Jahrzehnten zu singen, oder gleicht das eher einer Pflichterfüllung?
Rodgers: Ich liebe es zu singen. Und ich habe ja so ein riesiges Repertoire, dass ich meine Liedauswahl an einem Abend immer frisch halten kann, zudem schreibe ich immer wieder neue Songs. Da macht es mir nichts aus, wenn ich auch die alten Stücke, die einfach von den Leuten gefordert werden, spiele.
Vor wenigen Jahren taten Sie sich mit Brian May und Roger Taylor zusammen, spielten ein Queen-Album ein und gingen auch auf Tour. Was halten Sie heute von dieser Aktion?
Rodgers: Für meine Karriere waren die Jahre mit Queen natürlich klasse, sie haben meinen Bekanntheitsgrad erhöht. Es war eine faszinierende Herausforderung, diesen Job zu machen. Viele Queen-Songs haben aber eine ganz andere Spielart und eine ganz andere Tonlage, als ich das von meiner Musik gewohnt bin. Andere, zum Beispiel „We will rock you“ oder „We are the Champions“, passten viel besser zu mir. Außerdem konnte ich ja auch meine eigenen Songs singen. Aber insgesamt muss ich sagen, dass ich diese Zeit geliebt habe. Sie verging wie im Flug. Ich kann es heute noch nicht glauben, dass es vier Jahre waren.
Jüngere Bluesrock-Musiker wie Joe Bonamassa nennen Free als einen ihrer Haupteinflüsse. Was denken Sie über diese neue Musik?
Rodgers: Das ist doch fantastisch, wenn Leute sagen, sie seien von meiner Musik beeinflusst worden. Es ging mir früher ja ganz genauso, und auch heute noch schöpfe ich Einflüsse aus anderer Musik. Die Fackel wird immer von Generation zu Generation weitergereicht, und so lange Musiker Gefühl für Blues und Rock haben, wird diese Musik auch jung bleiben.
Was werden Sie nach „Rock Meet Classic“ tun?
Rodgers: Mit einem Freund zusammen nehme ich in New York eine Platte mit neuen Songs auf, deren Erlös für gute Zwecke gegeben wird. Und danach geht's wieder auf Tournee.
Karten unter Tel. (0 18 05) 60 70 70, im Internet: www.argo-konzerte.de