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WÜRZBURG/SCHWEINFURT: Furcht der Museen vor dem Selfie-Stick

WÜRZBURG/SCHWEINFURT

Furcht der Museen vor dem Selfie-Stick

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    Das geht gar nicht: Fotografieren ist in der Würzburger Residenz verboten. Und der Selfie-Stick hat in den Prachträumen schon gar nichts verloren. Eine Ausnahme gab's nur für unsere Reporterin.
    Das geht gar nicht: Fotografieren ist in der Würzburger Residenz verboten. Und der Selfie-Stick hat in den Prachträumen schon gar nichts verloren. Eine Ausnahme gab's nur für unsere Reporterin. Foto: Foto: Thomas Obermeier

    Vor allem Touristen lieben sie: Selfie-Sticks, die künstlichen Armverlängerungen, mit denen noch bessere Selbstporträts per Smartphone geschossen werden können. Vor Sehenswürdigkeiten wie der Residenz in Würzburg, Schloss Neuschwanstein in den Alpen oder dem Brandenburger Tor in Berlin wimmelt es nur so von Menschen, die sich mithilfe der Stäbe selbst aufnehmen. In Museen ist es mit den Stangen beispielsweise möglich, eine gesamte Halle aufs Bild zu bannen.

    Viele Ausstellungshäuser sehen den Trend allerdings skeptisch. So auch Karin Rhein vom Museum Georg Schäfer in Schweinfurt. „Alles, was Gemälde gefährden könnte, muss unten an der Garderobe gelassen werden“, sagt sie. Sie fürchtet, dass mit den oft mehr als einen Meter langen Stangen Kunstwerke beschädigt werden könnten.

    Die Museen in der Region haben bisher aber noch nicht viele Erfahrungen mit den Stäben gemacht. Im Museum Schäfer wurden sie noch gar nicht von Besuchern mitgebracht, müssten laut Rhein grundsätzlich jedoch draußen bleiben. „Bei uns sind zum Beispiel auch Regenschirme verboten, weil sie Kunst beschädigen könnten. Die Selfie-Sticks haben da eine ähnliche Dimension.“ Auch im Mainfränkischen Museum in Würzburg sind die Sticks noch nicht aufgetaucht. „Deshalb haben wir uns bisher keine Gedanken um ein Verbot gemacht“, sagt Museumsleiterin Claudia Lichte.

    Mit Blick auf die zunehmende Popularität der Stangen möchte sie das Thema in der nächsten Dienstbesprechung aber ansprechen. In der Würzburger Residenz haben schon öfter Touristen versucht, sich mit den sperrigen Selfie-Sticks zu fotografieren. Da Fotos knipsen in der Residenz jedoch generell verboten ist, ist die Linie klar. „Jegliches Fotografieren wird in der Regel sofort vom Aufsichtspersonal unterbunden“, sagt Werner Helmberger von der Bayerischen Schlösserverwaltung. Die Verwaltung hat das strikte Fotoverbot beschlossen, damit die geführten Rundgänge nicht gestört werden. „Das ständige Fotografieren bringt die Führungen durcheinander und erschwert die Aufsicht“, so Helmberger. In der Residenz dürfen Touristen bestimmte Räume nur innerhalb eines geführten Rundgangs betreten. Gerhard Weiler, Leiter der Schlösserverwaltung in Würzburg, sieht Selfie-Sticks als Gefährdung für die aufwendig restaurierten Räume. „Selbst unabsichtlich kann da ja schnell was passieren“, sagt er. Auf dem Platz vor dem Weltkulturerbe allerdings ist das Fotografieren mit Selfie-Sticks erlaubt.

    Unter den mehr als 6000 Museen in Deutschland gibt es ganz unterschiedliche Auffassungen zu den Stöcken, die es schon ab fünf Euro gibt. Eine einheitliche Regelung existiert nach Angaben des Deutschen Museumsbundes noch nicht. Auch international haben Museen verschiedene Strategien im Umgang mit den Stäben. In den USA haben Dutzende sie bereits verboten. Zu ihnen zählt das Museum of Modern Arts in New York. Auch im renommierten New Yorker Metropolitan Museum sind die Sticks tabu. Das Met hat für sein Verbot auch persönlichkeitsrechtliche Gründe. „Es ist eine Sache, wenn man von einer Armlänge aus ein Foto macht, aber wenn es drei Armlängen sind, dann dringt man in den persönlichen Raum von jemand anderem ein“, sagte Sree Sreenivasan vom Metropolitan der „New York Times“.

    Die Uffizien in Florenz sprachen im Oktober ein Verbot aus. „Das wäre zu gefährlich, für die Besucher – und die Kunstwerke. Denken Sie nur an die ganzen Botticellis hier“, sagte ein Sprecher. In London ist das Fotografieren mit der Stange dagegen in den meisten Museen erlaubt. Ein Verbot wird derzeit nur vom British Museum geprüft. Rund um Westminster und den „Big Ben“ ist manchmal kaum ein Durchkommen, weil so viele Touristen mit Selfie-Sticks posieren.

    Auch im Pariser Louvre dürfen die Touristen sich weiter mit den Fotostangen vor den Kunstschätzen ablichten. Bislang stehe das Thema Verbot nicht zur Debatte, hieß es aus der Pressestelle. Mit Material von dpa

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