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PARIS: Gerard Depardieu wird 60: Monster und Raubein mit derbem Charme

PARIS

Gerard Depardieu wird 60: Monster und Raubein mit derbem Charme

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    Sein Lebenshunger ist Legende. Er hat nicht nur dem Wein und den Frauen gefrönt – er arbeitet auch wie besessen. Derzeit ist Gérard Depardieu gleich in zwei Kinofilmen zu sehen: In „Hello Goodbye“ mit Fanny Ardant und in „Enfants de Timpelbach“ mit Carole Bouquet.

    „Depardieu ist für das europäische Kino das, was Marlon Brando für das US-amerikanische Kino der 50er Jahre war. Er verkörpert das ganze Spektrum des europäischen Mannes: den Draufgänger, den Zuhälter, den Intellektuellen, den Bürgerlichen, den Rebellen und den Hedonisten“, sagte Kent Jones, Direktor der amerikanischen Film Society of Lincoln Center. Die heimische Presse nennt ihn deshalb auch „Monster des französischen Kinos“, von denen Frankreich neben Gabin und Belmondo nur wenige hervorgebracht hat. Kaum ein anderer aber hat solchen Nimbus so schnell erworben wie das Raubein mit der großen Nase, dem sanften Blick, dem derbem Charme.

    Winzer und Restaurantbesitzer

    Depardieu kann impulsiv und maßlos sein: Seine Alkoholprobleme führten 1998 zu einem Motorradunfall, für den er eine Bewährungsstrafe erhielt. Seine Leidenschaft für Frauen sicherte ihm regelmäßig Schlagzeilen auf den Titelseiten der Boulevard-Presse. Der über 1,80 Meter große und schwergewichtige Schauspieler (er soll bis zu 120 Kilo auf die Waage bringen) ist nebenbei Winzer und Restaurantbesitzer. In knapp 40 Jahren hat er mehr als 140 Filme gedreht.

    Er sei nicht ehrgeizig, sondern liebe das Leben und das Leben ihn, sagte Depardieu einmal. Ein Selbstbild, das in den Augen seines Sohnes Guillaume, der am 18. Oktober 2008 im Alter von 37 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben ist, nicht ganz der Wahrheit entsprach. „Er ist von dem Wunsch besessen, geliebt zu werden und dem Bedürfnis nach Geld. Er denkt nur an sich. Er verführt die Menschen, um sie danach zu verachten“, meinte der erfolgreiche Nachwuchsschauspieler einst, der mit Alkohol- und Drogenprobleme zu kämpfen hatte. Depardieus Lebensgeschichte ist so bewegend wie seine Filme: Sein Vater, ein Schmied, war Alkoholiker und konnte kaum schreiben. Seine Mutter musste für die sechs Kinder sorgen. Gérard selbst galt als aufsässig, litt an Sprachstörungen und trieb sich rum, anstatt zur Schule zu gehen. Er klaute und prügelte sich und wäre womöglich wie einer dieser Halunken und Vagabunden aus seinen Filmen geworden, hätte er nicht als 17-Jähriger die Schauspielerei entdeckt.

    Nur knapp fünf Jahre später, im Jahr 1973, wurde er als blonder Hüne in „Die Ausgebufften“ zum Star der jungen wilden Generation. Den internationalen Durchbruch schaffte er mit François Truffauts Melodram „Die letzte Metro“, für seinen Auftritt bekam er den französischen Filmpreis César (einen zweiten erhielt er für „Cyrano de Bergerac“). Grenzenlos verschlagen und voll unbändigem Lebensdrang verkörperte Depardieu das Lebensgefühl einer Generation, die von einem Dasein ohne Konventionen und Moral träumte. Seine physische Präsenz und seine ungezähmte, fast schon animalische Ausstrahlung widersprachen dem Bild des eleganten und gewandten Liebhabers und Stars und machten ihn über Nacht zu einem der ungewöhnlichsten Schauspieler Frankreichs.

    Die sensibleren Rollen

    Mitte der 80er Jahre wandte sich Depardieu sensibleren Rollen zu. In „Jean de Florette“ spielte er einen buckligen Städter, der auf dem Land als Bauer anerkannt werden wollte, und in „Camille Claudel“ verkörpert er den Bildhauer Auguste Rodin.

    Eine seiner schönsten Rollen spielte er in „Cyrano de Bergerac“, wo er als wortgewaltiger Poet glänzt. Danach schlüpfte er ebenso meisterhaft in Rollen anderer Epochen und Kontinente und eroberte Millionen von Fernseh- und Kinozuschauern als Obelix, Balzac oder Graf von Monte Christo.

    Von 1970 bis 1996 war Depardieu mit der Schauspielerin Elisabeth Depardieu verheiratet, die nach der Scheidung 1996 wieder ihren Geburtsnamen Guignot angenommen hat. Aus der Ehe gingen die beiden Kinder Guillaume und Julie hervor. Außerdem hat Depardieu zusammen mit Karine Silla eine im Januar 1992 geborene Tochter namens Roxane.

    Nach seiner Scheidung hatte Depardieu eine Beziehung mit der französischen Schauspielerin Carole Bouquet, die er 1998 heiratete. Die Ehe hielt sieben Jahre. Seit 2005 lebt er mit der 29 Jahre jüngeren Clémentine Igou zusammen, einer ehemaligen Literaturstudentin der Harvard-Universität, die ein Weingut in der Toscana verwaltet.

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