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WÜRZBURG: Giora Feidman huldigt den Beatles

WÜRZBURG

Giora Feidman huldigt den Beatles

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    Giora Feidman
    Giora Feidman Foto: Foto: S. Pompetzki

    Es ist erst eine Ahnung. So zart, so sanft sind die ersten Töne dieses Konzerts, dass das „Yesterday“ kaum mehr als eine Andeutung ist. Giora Feidman, der Klezmer-Klarinettist, beginnt ihn verhalten und im leisesten Pianissimo, den berühmtesten, meistgecoverten aller Beatles-Songs. Und in der ausverkauften Würzburger Johanniskirche folgt das Publikum gebannt jedem bedächtig, liebevoll gesetzten Ton.

    „All my Loving“, „Let it be“, „Back in the USSR“ – die bekanntesten Pop-Songs der Welt stehen an diesem Abend auf dem Programm, aber so, wie man sie noch nie gehört hat. Feidman, der 80-jährige Unermüdliche, macht aus den Lennon-McCartney-Kompositionen zusammen mit dem Rastrelli Cello Quartett bemerkenswerte Kammermusik. Das sanfte „Yesterday“ wird, als die vier Cellisten einsetzen, schnell zum dynamischen Dialog und geht nahtlos und sehr eigen in „Sgt. Pepper?s Lonely Hearts Club Band“ über.

    „Eleanor Rigby“, „Michelle“, „A Hard Days Night“ – eine kurze Mahnung des Klezmer-Meisters, dass das ein Konzert sei und keine Fotosession – schon geht es mit warmem Klarinettenton und kräftigen Bogenstrichen weiter mit dem kurzen, kurzweiligen Trip durch die riesige Discografie der berühmten Liverpooler. Man muss als Beatles-Fan diese Versionen nicht mögen. Aber falls noch ein letzter Beweis nötig war, dass die Beatles Klassik und Weltmusik geschrieben haben, liefern ihn Giora Feidman und die Cellisten, die die Musik arrangierten.

    Und kommen die Zuhörer nicht sowieso wegen Feidman? Eine halbe Stunde lang signiert er in der Pause in der kalten Kirche CDs und Bücher und lächelt in Smartphones. Die Beatles hätten der Menschheit mit ihrer Musik ein Gefühl von Einheit gegeben. Das will der gebürtige Argentinier weitertragen. Mit einem jazzigen „Norwegian Wood“, einem launigen „Honey Pie“ und einem effektvollen „Let it be“, die ineinanderfließen, als wären sie eins. Dem Zuhörer bleibt die heimliche Freude, das nächste Motiv zu entdecken.

    Universalität der Musik

    Die George-Harrison-Songs „While My Guitar gently weeps“ und „Something“ spielt zwischendrin strahlend hell und anrührend das „Jerusalem Duo“: der Tenorsaxofonist Andre Tsirlin und Hila Ofek an der Harfe, die Enkelin Feidmans. Noch ein Beweis für die Universalität der Musik . . . und wie gut vier Celli und eine Klarinette zusammenpassen, wird spätestens bei „When I'm sixty-four“ klar. Da greift Feidman zur Bassklarinette und lotet die Tiefen aus, die Rastrellis übernehmen die hohen Töne.

    Die vier Streicher um Sergio Drabkin sind so variabel wie ein „richtiges“ Streichquartett und vermögen so filigran und fein zu klingen wie Geigen, so sonor wie Bratschen – und bei Bedarf zupfen sie wummernd-rockig wie Kontrabässe. Und Giora Feidman lässt dazu keck und frech beim „Obladi-Oblada“ die Klarinette kichern und meckern – oder aufheulen, wo Wehklage not tut. Ihm gehe es um Musik, nicht um Texte, hat Feidman gesagt. Als Zuhörer aber muss man zuweilen aufpassen, nicht lauthals mitzusingen. Viel Beifall, Jubel, begeisterter Applaus.

    Feidman plays Beatles! An diesem Dienstag, 17. Januar, spielt der Klarinettist mit dem Rastrelli Cello Quartett um 20 Uhr in Bad Kissingen im Rossini-Saal. Es gibt noch Karten an der Abendkasse.

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