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WÜRZBURG: Große Depression am Mainfranken Theater: Wenn Aktien ins Bodenlose fallen

WÜRZBURG

Große Depression am Mainfranken Theater: Wenn Aktien ins Bodenlose fallen

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    Beängstigend sind die Szenen, die Arthur Miller in „Die große Depression“ aneinanderfügt – nicht nur für den Erzähler. In den ausverkauften Kammerspielen des Würzburger Mainfranken Theaters, wo das Stück Premiere hatte, spielt Christian Manuel Oliveira Lee Baum, der zurückblickt in die Zeit, als sein junges Leben beginnen sollte. Songwriter hatte er werden wollen. Den „American Dream“ wollte der Sohn europäischer Einwanderer leben. Der Traum zerplatzt im Herbst 1929.

    Die Aktien fallen ins Bodenlose, die Arbeitslosenquote steigt, Firmen machen Pleite. Manches erinnert beklemmend an die aktuelle Situation. Das Stück basiert auf Interviews mit Zeitzeugen der Weltwirtschaftskrise von 1929. Auch das Schicksal von Arthur Millers Familie spielt wohl hinein. Sein Vater, ein wohlhabender Textilfabrikant, verlor bei der großen Depression sein Vermögen.

    Arthur Robertson (Philipp Reinheimer) sieht die Krise kommen, warnt sein Umfeld und rät zum Abstoß der Aktien. Keiner will ihm glauben, das Vertrauen in den Markt ist einfach zu groß. Umso tiefer ist der Fall, der noch kommen soll. Auch die Familie Baum, Bindeglied zwischen den verschiedenen Szenen, geht finanziell zu Grunde. Es kommt sogar soweit, dass Rose Baum (Maria Brendel) ihren Sohn Lee mit der 15-jährigen Tochter des Vermieters verheiraten will – um die Miete zu sparen. Lee flieht auf einen Mississippi-Dampfer – findet dort aber statt Romantik nur Elend.

    Als Musikrevue hat Johannes von Matuschka die Inszenierung angelegt. Die Songs, von Pink Floyds „Money“ über „As Time goes by“ bis zu „Amazing Grace“, kommentieren und unterstreichen die Lage der Figuren. Bühnenbild (Sandra Dehler) und Kostüme (Hella Bünte) zeigen die Welt der späten 20er, frühen 30er Jahre.

    Christian Manuel Oliveira überzeugt nicht nur stimmlich und am Keyboard. Er zeichnet die Figur des Lee Baum, der seinen Künstler-Traum aufgeben muss, authentisch. Maria Brendel (mit wunderbar sonorer Chanson-Stimme) kann die verzweifelte Situation der besorgten Mutter und Ehefrau, die in der Notsituation selbst das Ruder in die Hand nimmt, eindringlich zeigen. Etwas blass bleibt Klaus Müller-Beck als Vater Moe Baum, was wohl auch an der undankbareren Rolle liegt.

    Philipp Reinheimer zeigt sich in diversen Rollen wandelbar und stimmlich auf der Höhe. Ebenso können Maria Vogt und Max de Nil in den verschiedensten Rollen überzeugen.

    Nächste Vorstellungen: 13./ 21./ 24./ 25. November. Kartenvorverkauf unter Tel. (09 31) 39 08-124.

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