Katrin Bauerfeind live: das ist witzig, ironisch und schwäbisch. Die etwa 280 Zuhörer im Saalbau Luisengarten in Würzburg erfahren, wie man von der Kleinstadt Aalen in die Großstadt kommt, wie man an Schönheitsidealen scheitert, an furchtbaren Geschenken, an Männern und wie man ein Mikrofaserhandtuch richtig um den Kopf wickelt. Dazwischen geht’s noch um die großen und mittelgroßen Fragen des Lebens.
Die Geschichten und Szenen stammen alle aus ihrem im März erschienenen Buch „Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag“. Bauerfeind schreibt darin über sich und ihre Laster wie Unpünktlichkeit, Haarprobleme und natürlich das Rauchen: „Ich rauche. Seit ich 15 bin, rauche ich.“ Dann zählt sie auf, welche coolen Leute auch geraucht haben: Romy Schneider, Marlene Dietrich, Audrey Hepburn oder Brigitte Bardot. „Das Rauchen unterscheidet uns vom Tier. Das ist nicht von Helmut Schmidt oder Camus. Das ist von mir.“ Für dieses Plädoyer für sämtliche Raucher der Welt gibt es viele Lacher und Applaus. Es überrascht, als die Autorin nach der Pause gesteht, dass sie vor vier Monaten mit dem Rauchen aufgehört hat.
Moderationstalent
Die 32-jährige wurde als Moderatorin der Video-Clips „Ehrensenf“ auf „spiegel-online“ während ihres Studiums bekannt. Bereits mit 24 Jahren vertrat sie Tita von Hardenberg als Moderatorin der ARD-Sendung „Polylux“. 2009 wechselte sie als Assistentin zu Harald Schmidt in dessen Late-Night-Sendung. Seit 2009 gibt sie einem Popkulturmagazin den Namen und ist neben „Bauerfeind“ im Interviewformat „28:30“ auf zdf.kultur zu sehen. Sie ist bis heute Allzweck-Moderatorin für alles, was auch nur entfernt nach Kultur riecht. Auch die Lesung lebt von ihrem freien Vortrag und ihrer spontanen Art.
Sie schüttelt ihr rotes, langes Haar, gestikuliert wild und erzählt von ihren Problemzonen. „Ich habe Problemhaar.“ Es folgt eine Geschichte über fisselige Locken und die in Hollywood beliebte „No Poo“-Methode, bei der man für die Haarwäsche kein Shampoo mehr verwendet. „Scheitern kann man eigentlich immer und überall“, lautet das Fazit der Autorin. Ihre humorvollen Lebensbetrachtungen treffen oft ins Schwarze. Besonders wenn sie ins Schwäbische wechselt, amüsiert sich das Publikum. Wer Bauerfeind als Moderatorin mag, ist auch in der Lesung nicht verkehrt.