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SOMMERHAUSEN: Im Sommerhäuser Torturmtheater: Der Proll und die Dekanin

SOMMERHAUSEN

Im Sommerhäuser Torturmtheater: Der Proll und die Dekanin

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    In der Waldhütte: Eva Mannschott, Wolfgang Mondon
    In der Waldhütte: Eva Mannschott, Wolfgang Mondon Foto: Foto: Schwarzott

    „Die Wahrheit tut weh“, sagt Bobby. „Du bist ein beschissener Loser“, sagt Betty. „Das Leben ist ein ausgekochtes kleines Miststück“, sagt Neil LaBute. Betty und Bobby, Geschwister, stammen aus der Feder des 1961 in Detroit geborenen Autors, Regisseurs und Produzenten, sind Darsteller des Stücks „Tief in einem dunklen Wald“, das jetzt im Sommerhäuser Torturmtheater eine heftig beklatschte Premiere feierte. Der Beifall galt dem Schauspieler-Duo Eva Mannschott und Wolfgang Mondon ebenso wie Regisseur Joosten Mindrup, der die sich steigernde Dramatik spannend in Szene zu setzen wusste.

    Betty und Bobby treffen sich in einer Waldhütte. Ein geordnetes Chaos (Szene: Angelika Relin) füllt die kleine Bühne: Bücherregal, Couch, Tisch, Barhocker, Lebensmittel und Akkuschrauber. Männerzeug, erkennt Bobby sofort. Er, Schreiner mit Goldkettchen um den Hals und Bierflasche in der Hand, sie, Dekanin an der Uni auf hochhackigen Schuhen, mit Kostümchen, Perlkette und rotlackierten Fingernägeln als passende Accessoires.

    Ein paar intellektuelle Floskeln, ein paar Neckereien, ein bisschen Jugenderinnerung samt Musik und Spaß – locker begegnen sich die beiden, wie Geschwister eben. Doch dem Autor geht es darum, Charaktere auszuleuchten, Lebensumstände und ihre Auswirkung auf Wahrhaftigkeit und Moral zu untersuchen. Es geht ihm um Geliebt- und Älterwerden. Um Vertrauen und dessen Missbrauch. Er lässt Bobby, den Proll, hinter die Kulissen schauen. Hinter die Scheinwelt der Schwester. Seziert ihre Lebensumstände, bricht ein in ihre Fata Morgana.

    „Irgendwann musst du damit anfangen, die Wahrheit zu sagen“, sagt er. „Ich habe es mir angewöhnt, die Wahrheit immer erst durch einen Filter zu schicken“, sagt sie. Nähe schlägt um in Aggression, kippt zurück in geschwisterliche Verbundenheit. Die beiden Schauspieler brauchen eine kleine Zeit, bis sie sich warmgespielt haben. Doch dann sind sie voll in ihren Rollen, verwundert, verwundbar, bissig und vertrauensvoll, mit- und gegeneinander.

    Auf dem Spielplan bis 1. Juni, Eintrittskarten: Tel. (0 93 33) 268.

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