Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten

KARLSTADT: Ingo Appelt verschiebt die Gürtellinie nach unten

KARLSTADT

Ingo Appelt verschiebt die Gürtellinie nach unten

    • |
    • |
    Ingo Appelt
    Ingo Appelt Foto: Foto: K.F.

    Wer sich Ingo Appelts Auftritt antut, weiß, dass der freche Kabarettist nicht zu einem besinnlichen Adventsabend einlädt. Deftige Anzüglichkeiten dominieren sein Programm „Besser . . . ist besser“, das rund 200 Zuhörer in den Festsaal des Historischen Rathauses von Karlstadt lockt. Gemessen am Lachen, Johlen und Klatschen, fühlt sich die Fangemeinde von dem oft knallharten Sextalker bestens unterhalten.

    Appelt zieht zunächst die Mädels auf seine Seite und schleimt: „Wenn eine Frau Fehler macht, hat sie keine Schuld, sondern gute Gründe!“ Begeisterte Zustimmung auch auf die banale Frage: „Müssen Männer besser werden?“ In welchen Körpergegend sich da was machen lässt, wird im Laufe der folgenden zwei Stunden mit zunehmender frivoler Direktheit aufgeklärt – auf jeden Fall nicht im Kopf!

    Zunächst schlüpft Appelt in die Rolle des heiter-sarkastischen Beobachters der Jammerlappen im Lande („Taschen voller Geld, aber scheiße drauf!“), ordnet die Homo-Ehe als Weiterführung des Zölibats mit anderen Mitteln ein und entdeckt, dass der im Hosenanzug gefangenen Angie das Elend dieses Landes ins Gesicht geschrieben steht. Seine wiederholt aufblitzende parodistische Klasse unterstreicht die gnadenlos bissige, exzellent ausgearbeitete Grönemeyer-Nummer mit dessen „präejakulativer Gesangstechnik“.

    Warum nur verschiebt der 48-jährige Spätpubertierende zunehmend die verbale Gürtellinie in die Kniekehle? Er bringt sein zotiges Vokabular mit entsprechender Mimik und Gestik unters Publikum und frönt dem zweideutigen Credo: „Man kann doch über alles reden!“ Ob man?s muss und sich freiwillig anhört, ist Geschmacksache.

    Nach der Pause führt Appelt in eine schlüpfrige Variante der Tupper-Party ein, wo eine Dildo-Fee für plastisches Vergnügen sorgt. Zwingt sich die Frage auf, warum Frau noch Mann braucht? „Weil ein Vibrator keinen Rasen mähen kann!“ Mit überspitzt tuntenhaftem Gehabe macht sich der Unterhalter mit dem schamlosen Charme für eine schwule Bundeswehr stark. Mit russischen Unterhöschen, auf denen „Putt In“ steht, könnte man den Gegner quasi von hinten überraschen.

    Am Ende der zweistündigen Unterweisung „Was man von Sex nicht unbedingt wissen will!“ entpuppt sich Appelt als passabler Keyboarder, der, in Rotlicht getaucht, sein bestes Stück besingt. Auch dafür reichlich Beifall!

    Im Würzburger Bockshorn ist Ingo Appelt am 17. Januar.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden