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Interview mit Marianne Koch: Was Menschen im Alter jung hält

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Interview mit Marianne Koch: Was Menschen im Alter jung hält

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    Marianne Koch im Januar 2011.
    Marianne Koch im Januar 2011.

    Die Ärztin und Autorin Marianne Koch kritisiert angesichts von Kürzungen im Gesundheitswesen, dass es zu wenig Gesprächsmöglichkeiten zwischen Arzt und Patienten gibt. Dabei sei das Gespräch die billigste Medizin, sagt Koch, die am Freitag, 19. August, ihren 80. Geburtstag feiert. Ein Gespräch mit Koch, die als Schauspielerin auch in Hollywood Erfolge feierte (lesen Sie dazu den Beitrag rechts), über die Entwicklung im Gesundheitswesen und ein Rezept für ein erfülltes Leben im Alter.

    Frage: Sie hatten über Jahrzehnte eine Praxis als Internistin – wie steht es ums Gesundheitswesen?

    Marianne Koch: Im Gesundheitswesen schaut es momentan düster aus, weil wir die sprechende Medizin praktisch abgeschafft haben. Dabei wäre das die billigste Medizin, die viele teure und diagnostische Dinge ersparen könnte. Man kann damit auch die Selbstheilungskräfte der Patienten sehr anregen. Die Seele ist ein wichtiger Faktor. Eine richtige Anamnese war früher selbstverständlich. Wenn man einen Patienten neu bekam, hat man ihn erst mal von Kopf bis Fuß untersucht, begriffen, ertastet – und damit auch ein Vertrauensgrundlage geschaffen.

    Älterwerden ist nicht immer leicht.

    Koch: Wenn man älter wird, braucht man ein gewisses Maß an Mut, aus unterschiedlichen Gründen: Man muss diesem Älterwerden mit Gelassenheit entgegensehen, man muss zur Kenntnis nehmen, dass es irgendwann zu Ende geht, und man braucht Mut, um sich gegen den Jugendwahn in der Gesellschaft und auch gegen das Bild zu stemmen, das die Menschen hierzulande vom Alter haben als etwas Negatives. Und natürlich braucht es Mut, die Einschränkungen, die das Alter irgendwann mit sich bringt, hinzunehmen und sich trotzdem in seiner Haut wohlzufühlen. Was ich wirklich noch als Tabu der heutigen Zeit empfinde, ist das Verdrängen von Alter und Sterben als Teil des Lebens. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Menschen, die sich damit in einer unaufgeregten Weise beschäftigen, bereichert werden.

    Ihr Rezept für ein erfülltes Leben im Alter?

    Koch: Nichts mehr tun zu wollen, ist nach Ansicht der Altersforscher gefährlich. Wenn die Rente da ist, muss man sich für die 20 Jahre, die man womöglich noch hat – und das ist eine sehr, sehr lange Zeit im Vergleich zu früheren Generationen – auch für den Kopf etwas einfallen lassen. Vor allem sollte es etwas Neues sein. Sich in neuen Situationen zurechtzufinden, hält das Gehirn gesund. Man kann sich ja nicht nur aufs Sofa setzen und den Eisschrank vollmachen. Wenn man das tut, was einem Freude macht: Das ist es, was einen jung hält.

    Marianne Koch: Das Herz-Buch (204 Seiten, Taschenbuchverlag, 14,90 Euro)

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