Seit 25 Jahren ist der Niederbayer Hans Jürgen Buchner mit seiner Gruppe Haindling vor allem auf weißblauen Bühnen unterwegs. Haindling machen Weltmusik aus Bayern mit bayerischen Texten von zärtlich bis deftig. Am Dienstag, 6. November, ist Buchner mit seiner Band im Würzburger Congress Centrum zu Gast. Ein Gespräch über Heimat und Heimweh.
Frage: Was ist Heimat für Sie?
Hans-Jürgen Buchner: Heimat ist da, wo man es aushalten kann. Heimat ist für mich auch meine bayerische Sprache und Natur. Wenn Natur nicht mehr da ist, haben wir auch keine Heimat mehr.
Sind Sie im niederbayerischen Ort Haindling ein Sonderling?
Buchner: Ich lebe dort seit 30 Jahren. Ich kam nicht als Musiker, sondern als Handwerksmeister, der Kachelöfen und Geschirr herstellte. Die Leute haben mich nicht zuerst als Musiker und populären Menschen kennen gelernt.
Können Sie sich mit Bayern oder gar Deutschland identifizieren?
Buchner: Ich liebe die bayerische Sprache, die ja Fördermaßnahmen braucht. Die jungen Leute in Stadt und Land sprechen ja kaum noch bayerisch. Mit Bayern fühle ich mich sehr verbunden. Aber ich bin nicht stolz drauf, weil ich ja dafür nichts kann, hier geboren und aufgewachsen zu sein.
Haben Sie die Heimat auch mal satt?
Buchner: Ich fahre gerne in Urlaub und freu' mich auf neue Kulturen. Aber satt habe ich meine Heimat nicht. Dann würde ich ja davor flüchten.
Wie wichtig sind Reisen für Sie?
Buchner: Ich habe und hatte musikalische Erlebnisse und kaufe viel ein. Unterwegs habe ich auch immer Gelegenheit, mit anderen Musikern lustig zu sein, sei es im Hotel oder mit Trommeln am Strand. Musik ist eine internationale Sprache, weil man sich sofort verständigen kann. Ich bin froh, wenn ich nach Hause komme. Wäre ich nicht froh, tät' es mir ja zu Hause nicht mehr gefallen.
Was nehmen Sie mit aus dem Urlaub?
Buchner: Neue Instrumente und neue Klangideen. Auf Bali habe ich mir ein ganzes Orchester an Trommeln und Xylophonen gekauft, die nun mein halbes Wohnzimmer einnehmen. Ich will mehrere Instrumente spielen und die globalen Instrumente vereinen. Ich bin quasi ein musikalischer Globalisierer.
Haben Sie manchmal Heimweh?
Buchner: Als Schüler im Internat hatte ich großes Heimweh, weil mir die Situation im Internat missfallen hat. Nur unter Burschen, mit Schlägen und Fußball konnte ich nicht leben. Die Musik hat mir über den Schmerz geholfen. Damals spielte ich Klavier, nicht nach Noten, ich improvisierte.
Und das Heimweh heute?
Buchner: Wenn die Tour recht anstrengend ist, ich in Norddeutschland bei schlechtem Wetter bin, dann wünsche ich mir, dass ich nach Hause komme. Jeder Kilometer auf der Autobahn gen Süden ist gut.
Ist Heimweh ein gutes Gefühl?
Buchner: Nein, in dem Moment fühlt man sich nicht gut, weil man ja dringend nach Hause möchte. Die Freude ist erst bei der Ankunft da.
Hält die Heimat Sie jung?
Buchner: Vor einigen Jahren fühlte ich mich noch wie 28, jetzt hab ich gerade mal die gefühlten 30 überschritten.
Machen Sie Heimatmusik oder gar Volksmusik?
Buchner: Weltmusik aus Bayern, sage ich immer. Aber auch meine persönliche Musik, von einer Person, die innerlich hört. Ich erfülle mir meine musikalischen Wünsche.
Was für Sie ist bayerisch?
Buchner: Damit verbinde ich ein Lebensgefühl bei der die Sprache wichtig ist. Wenn Herzenswärme dabei ist, fühl ich mich wohl. Ohne die geht's nicht. Laptop und Lederhose sind Modewörter.
Was ist Ihnen da näher?
Buchner: Ich habe weder einen Laptop, noch eine Lederhose. Aber ich esse gerne eine Weißwurscht.
Sie haben das Neujahrskonzert der bayerischen Staatsregierung gespielt, wie war das?
Buchner: Wir haben absichtlich viele kritische Lieder gespielt. Ob die Politiker es erkannt haben, weiß ich nicht. Alle haben begeistert geklatscht, zu Texten, die nicht gefällig waren. Denen hat vielleicht meine selbstbewusste Art gefallen.
Gehört zur Heimatliebe auch Ihr Engagement für den Naturschutz?
Buchner: Schon. Beim Naturschutz kann es nur eine Meinung geben. Ein bisschen Krieg gibt es nicht. Wir müssen in die Zukunft schauen. Bei mir vor Ort engagiere ich mich unter anderem gegen den Donau-Ausbau.
Haben Sie eine musikalische Heimat?
Buchner: Mein erstes Instrument war das Klavier. Meine innere musikalische Heimat ist indische Folklore. Das spricht mein Gefühl an, die Trommel-Rhythmen passen mit ihren Schwingungen zu meinem Körper. Da kann ich entspannen, das tut mir gut. Für die nächste CD mache ich indische Folklore mit bayerischem Text, der aber wie indisch klingt.
Verbinden Sie etwas mit Würzburg?
Buchner: In Würzburg habe ich das erste Konzert meiner musikalischen Laufbahn gegeben. Das war damals im Club Paramount. Da muss ich heute noch manchmal dran denken.
Zur Person
Hans-Jürgen Buchner Hans-Jürgen Buchner (62) hat sich und seine Band nach seinem niederbayerischen Wohnsitz Haindling benannt. Der Keramikmeister geht seit 25 Jahren auf Tour. „Paula“, „Spinn i“, „Du Depp“ und „Lang scho nimmer g'sehn“ gehören zu den bekanntesten Stücken. Am 6. November gastieren Haindling im Würzburger Congress-Centrum. Karten im Internet: www.mainpost.de www.eventim.de