Die neomaurische Fassade strahlt wieder makellos. Seit wenigen Tagen tummeln sich im Inneren wieder die Besucher. Drei Jahre nach der katastrophalen Autobombe ist das Museum für Islamische Kunst in Kairo feierlich wiedereröffnet worden. „Dieser Tag ist ein Sieg Ägyptens über den Terrorismus“, erklärte Antikenminister Khaled El-Enany bei dem Festakt mit Folklorekonzert und Derwischtänzen. Sein Land sei fähig und willens, den Schaden des Terrors zu reparieren, und entschlossen, das historische Erbe des Landes zu schützen.
Ohne Millionenhilfe aus dem Ausland allerdings wäre das 115 Jahre alte Gebäude im Stadtteil Bab Al-Khalq noch dieselbe Ruine, die das verheerende Attentat vor drei Jahren hinterlassen hat. Die Touristenzahlen in Ägypten sind nach dem Arabischen Frühling um zwei Drittel gefallen und damit auch die Einkünfte aus Eintrittsgeldern, aus denen sich das Antikenministerium finanziert. Und so machten erst ein Großscheck aus den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie Hilfen aus den Vereinigten Staaten, Italien und der Schweiz die Sechs-Millionen-Euro Reparatur möglich.
Straßenlaterne flog in die Eingangstür
Zwei Männer waren am Morgen des 24. Januar 2014 auf dem Überwachungsvideo zu sehen, die einen Wagen parkten und dann rasch in ein anderes Auto umstiegen. Sekunden später explodierte die abgestellte Bombenladung, die eigentlich dem Polizei-Hauptquartier direkt gegenüber galt. Vier Menschen starben und 76 wurden verletzt, ein sechs Meter breiter Bombenkrater klaffte im Asphalt. Zum Anschlag bekannte sich die Terrormiliz „Islamischer Staat“ auf dem Sinai.

Im Museum flogen die hohen kathedralartigen Fenster heraus, eine Straßenlaterne wurde in die Eingangstür geschleudert. Im Inneren gingen fast alle 250 Vitrinen zu Bruch, Teile der Decken stürzten herab. 179 Exponate, vor allem wertvolle mittelalterliche Lampen, Gläser und Keramik, wurden zerstört. Dagegen überstand eine tausend Jahre alte Koran-Handschrift inmitten des Bombenchaos die Katastrophe unbeschadet.
„Wir glauben, es war ein Wunder“, sagte damals Museumschef Ahmed El-Shoki. Zu allem Unglück zerriss die Detonation, die an jenem Morgen kilometerweit in Kairo zu hören war, auch eine Löschwasserleitung und setzte Teile der Ausstellungsräume unter Wasser. Auch Teile der Ägyptischen Nationalbibliothek, die im zweiten Stock untergebracht ist, wurden verwüstet, wertvolle Manuskripte und Papyri zerfetzt.
Puzzlespiel mit antiken Bausteinen
Drei Jahre dauerte die Instandsetzung. Sie wurde gleichzeitig genutzt, um die Präsentation erheblich zu vergrößern. 1470 Exponate waren zum Zeitpunkt der Explosion ausgestellt, jetzt sind 4400 der 96 000 Stücke des Bestands zu sehen, der in den Magazinen lagert. Die 25 Galerien führen von der Umayyaden-Zeit im 7. Jahrhundert bis in die osmanische Epoche im 19. Jahrhundert. Neu sind Räume mit Münzen, Waffen, Musikinstrumenten, Alltagsgegenständen, Kinderspielzeug und Manuskripten, was das Haus nun zum größten islamischen Museum der Welt macht.
Auch gingen durch den Terroranschlag am Ende nur zehn Exponate für immer verloren, das wertvollste ein kunstvoll verzierter Teller aus der Frühzeit des Islam. 169 der zerborstenen Stücke dagegen konnten in detektivischer Kleinarbeit aus den Trümmern zusammengesucht und restauriert werden. Sie stehen zusammen mit den heilgebliebenen Prachtstücken wieder in den Vitrinen, wie die grazile, mit Emaille dekorierte Glasvase aus dem 13. Jahrhundert, die einem Prinzen in Aleppo gehörte, oder der Keramikteller aus fatimidischer Zeit mit dem Porträt eines jungen Tänzers. Und damit das Publikum nicht nur die historischen Kunstschätze, sondern auch ihre modernen Retter bewundern kann, sind alle Überlebenden jetzt mit einem roten Punkt markiert.