Deutschland sucht den Tenorstar – und Klaus Florian Vogt steht zum Durchstarten bereit. Im vorigen Sommer sorgte er in Bayreuth als Lohengrin für Furore, jetzt schaltet der 41-Jährige auf Weltkarriere. Auf seiner ersten Solo-CD steht er mit Schwert und Rüstung auf dem Cover. Mit blonder Haarpracht ist er wie geschaffen für den Plattentitel: „Helden“. Hier singt sich Vogt von „Freischütz“ bis „Zauberflöte“ mit hellem Klang federleicht durch Wälder und Auen.
Dabei ist Vogt alles Heldische fremd. Neulich stand er in München in Badelatschen im „Fliegenden Holländer“ als Jäger Erik auf der Bühne und machte trotzdem eine gute Figur. Bei Vogt führt der alte Marketing-Trick, reale Künstler mit den gespielten Gestalten in Verbindung zu bringen, ins Leere. Vogt, der in Brunsbüttel bei Hamburg mit seiner Familie lebt, ist ziemlich bodenständig. Die Erwartung an den traditionellen Heldentenor will er nicht erfüllen.
„Zur heroischen Farbe gehört der Gegenpol dazu, das Verletzliche, Zweifelnde und Verzweifelnde“, sagt er. „Heldentenöre gelten als doof, was aber auch ein Vorteil sein kann: Es ist ganz gut, wenn einer am Anfang etwas unterschätzt wird.“
Vogt hat eine eher ungewöhnliche Sängerkarriere hinter sich. Bis 1997 war er stellvertretender Solo-Hornist im Philharmonischen Staatsorchester Hamburg. Bei einer Familienfeier sollte er mit seiner damaligen Freundin und heutigen Frau, einer professionellen Sängerin, ein Ständchen anstimmen. „Das hat mir und den Zuhörern Spaß gemacht.“ Seine Frau, eine Profi-Sängerin, drängte Vogt, die Stimme ausbilden zu lassen. An der Lübecker Musikhochschule schaffte er es dann bis zur Konzertreife.
Dabei half Vogt die Erfahrung im Operngraben. „Als Orchestermusiker hat man einen anderen Zugang zum Klang. Wenn man weiß, wo der lauteste Ort im Orchester ist, kann einen als Sänger auf der Bühne auch nicht mehr viel schrecken.“ Nach einem ersten Engagement in Flensburg folgte die Semperoper in Dresden. 2003 entschied sich Vogt, es als freischaffender Sänger zu versuchen.
Die zarte Tour
Dass er immer wieder die Heldenpartien übernimmt, hat vor allem mit Vogts Stimme zu tun. Der Norddeutsche verfügt über einen glockenklaren Klang. Während etwa sein Kollege Jonas Kaufmann sonor auftrumpft, geht Vogt die zarte Tour. So kommen sich beide Sänger auch nicht als Konkurrenten in die Quere. Für die ganz großen Wagner-Helden Tannhäuser und Tristan hat sich Vogt bisher Zeit gelassen. „Aber es gibt schon Signale, dass ich das demnächst anpacke. Ich fühle mich heute eher dazu in der Lage als vor zwei Jahren.“ Wo Vogt diese Partien singen wird, bleibt sein Geheimnis. In München singt er erstmals den Siegmund aus der „Walküre“, an der Deutschen Oper Berlin „Parsifal“, bei den Bayreuther Festspielen (25. Juli bis 28. August) wieder Lohengrin.
Auch die Gestalt kann helfen. „Wenn einer als Siegmund durch den Wald geht und von Schwerterkampf eine Ahnung hat, dann fällt mir das einfacher als einem Drei-Zentner-Mann.“ Vor allem für seine „Lohengrin“-Paraderolle hat Vogt schon die Welt zwischen Tokio und der Metropolitan Opera in New York bereist. Einen Pilotenschein hat er auch. In Europa steuert er am liebsten seine einmotorige Maschine zu den Aufführungsorten. Und statt im Fünf-Sterne-Hotel übernachtet Vogt in Bayreuth oder Wien lieber im eigenen Wohnwagen.