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KASSEL: Kunst in Kassel: Spektakuläre documenta-Werke

KASSEL

Kunst in Kassel: Spektakuläre documenta-Werke

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    Gesamtkunstwerk: Der documenta-Teilnehmer William Kentridge arbeitet in „The Refusal of Time“ mit Film, Zeichnung, Tanz und Musik.
    Gesamtkunstwerk: Der documenta-Teilnehmer William Kentridge arbeitet in „The Refusal of Time“ mit Film, Zeichnung, Tanz und Musik. Foto: Fotos: dpa

    • „The Refusal of Time“ des südafrikanischen Multimedia-Künstlers William Kentridge in einer alten Lagerhalle ist nicht leicht zu finden, aber der Weg lohnt sich: 28 Minuten lang steht der Besucher mitten in einem raumfüllenden Gesamtkunstwerk, das aus Film und Zeichnung, Tanz und Musik, Text und Skulptur besteht. In der Mitte des Raums steht ein Perpetuum-mobile-artiges Konstrukt aus Blasebalg und Förderturm, das den Takt vorgibt. Ein Erlebnis für alle Sinne.

    • Das „Momentary Monument IV“ der Italienerin Lara Favaretto hinter dem Hauptbahnhof ist ein riesiger Schrotthaufen. Aufseher bewachen ihn, damit keiner auf der Kunst rumklettert. Einige der Metallteile hat die Künstlerin herausgenommen und Zementabgüsse an ihre Stelle gesetzt; der Original-Schrott wird in einem Ausstellungsraum präsentiert. Es geht „um die instabile Erfahrung, die zwischen Dauer und Vergänglichkeit, zwischen etwas und nichts oszilliert“, behauptet der Katalog.

    • Das „Sanatorium“ des Mexikaners Pedro Reyes ist eine provisorische Klinik, die Krankheiten wie Stress, Einsamkeit und Angst heilen will. Besucher müssen sich als Patienten einweisen lassen – und können sich unter anderem mit „Goodoo“-Therapie behandeln lassen. „Das ist positives Voodoo. Man denkt an den Menschen, den man liebt“, erklärt einer der Therapeuten. Die „Patienten“ kleben dazu kleine Gegenstände wie weiße Tauben, Glühbirnen oder Würfel an Stoffpuppen.

    • „The Importance of Telepathy“ von Apichatpong Weerasethakul und Chai Siri aus Thailand lädt zum Verweilen ein. In der Karlsaue findet man zwischen alten Bäumen Hängematten. Davor wird der Blick auf einen riesigen weißen „Geist“ gelenkt, der im Grünen steht und ebenfalls zum Werk gehört. „Der Geist folgte uns von Thailand nach Kassel. Wir erinnern damit an die Opfer der politischen Gewalt“, sagt Weerasethakul.

    • „Leaves of Grass“ von Geoffrey Farmer in der Neuen Galerie besteht aus Hunderten Fotos aus dem amerikanischen „Life“-Magazin. Der Kanadier hat sie auf feste Grashalme geklebt und so eine bestimmt 20 Meter lange Collage gebastelt. Zu sehen sind Tiere, Autos und Menschen, Albert Einstein, die Beatles, der junge John Travolta und die Hochzeit von Lady Diana und Prinz Charles, aber auch Werbung, Panzer und Fotokameras – Fotos aus 50 Jahren.

    • Eine ausgestreckte Nackte, deren Kopf mit Tausenden von lebenden Bienen besetzt ist – die „Bienenfrau“ des französischen Künstlers Pierre Huyghe ist Teil der Kompostierungsanlage der Karlsaue. Dazu gehören auch ein echter Hund mit pink angemaltem Bein, Ameisen, Bakterien, Totes und neu entstehendes Leben, Titel: „Untilled“ (unkultiviert).

    • Dem Frankfurter Thomas Bayrle wurde in der documenta-Halle viel Platz eingeräumt. Er füllt ihn mit einem acht Meter hohen und über 13 Meter breiten Schwarz-Weiß-Bild eines Flugzeugs, das aus unzähligen kleinen Flugzeug-Bildern zusammengesetzt ist. Sieben auf Podeste montierte Automotoren machen nicht etwa Flugzeuggeräusche – Bayrle zufolge „beten“ sie und kommentieren so den Traum vom Fliegen.

    • Physikalische Experimente gehören normalerweise nicht zur Grundausstattung einer Kunstausstellung. Die documenta hat trotzdem den österreichischen Quantenphysiker Anton Zeilinger eingeladen. Im Fridericianum hat er Versuchsanordnungen aufgebaut, die schon vor der Eröffnung mehr belagert waren als manche Kunstwerke. „Die Grenze zwischen dem, was Kunst ist, und was nicht, wird immer unwichtiger“, findet documenta-Kuratorin Carolyn Christov-Bakargiev.

    • Bereits seit Frühjahr 2010 baut der Kanadier Gareth Moore an seinem Dorf aus gebrauchten Materialien, darunter zwei Fenster aus dem alten Brüder-Grimm-Museum und ein Waschmaschinengehäuse. Moore wohnt dort, verändert und erweitert die Installation laufend. Das Werk sei ein „in stetem Wandel begriffenes öffentliches Environment, ein Mikrokosmos sich vermischender Erzählungen“, heißt es von der documenta.

    Die documenta (13) in Kassel ist bis 16. September täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet.

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