Markus Grimm ist ein großartiger Schauspieler, ein feinsinniger Mensch und ein kluger Kopf. Er hat mal Theologie studiert, ging ans Theater und erfreut die regionale Kulturszene seit über zehn Jahren mit Soloprogrammen. Seit 2003 erzählt er in einer Ein-Mann-Interpretation das Weihnachtsmärchen von Dickens, er ist Jekyll und Hyde, er gibt in Melangen aus Theater, Lesung und Performance Riemenschneider, Balthasar Neumann und die Brüder Grimm, inszenierte allein Herman Melvilles Moby Dick und Hamlet war er auch.
Er kann – im schlichten Anzug allein auf der Bühne – ganze Landschaften und Ereignisse entstehen lassen, schlüpft nahtlos von einer Rolle in die nächste, brauchte keine Requisiten, um Goethes Werther zu sein. Weil ihn interessiert, was die Menschen früher dachten und taten, schrieb er über den „Frieden von Eisingen“ oder den Besuch des Kaisers Franz I. in Heusenstamm.
In diesem Jahr ist im Echter Verlag ein Buch des promovierten Theologen Markus Grimm, der sich einst von der Kirche weg hin zur Kunst wandte, erschienen: „Wo bitte geht's zum Leben?“ Der Untertitel lautet „Die Erfahrung des Absoluten und die Kraft der Kunst“. Grimm geht darin, im Stil einer Plauderei, den Fragen nach, die sich die Menschen seit Urzeiten stellen: Was ist das Leben, weshalb sind wir hier, und was hat das alles zu bedeuten?
Grimm selbst, der in dieser Woche 50 wird, ist Zen-erfahren, hat spirituelle Erkundungen zwischen Buddhismus, Holotropem Atmen und Schamanismus unternommen. Und jetzt bringt er sein Leben- und Sinn-Suche-Buch auf die Bühne. Am Freitagabend war Premiere im Würzburger Bockshorn. Die „Quintessenz seines vielseitigen Schaffens“ ist angekündigt, eine „mitreißende Performance“ versprochen, laut Programm „bewegend, inspirierend, mit Witz und kein bisschen fromm“.
Ein Mönch, ein Normalo
Der Abend ist – nicht schön, das schreiben zu müssen – kein bisschen inspirierend. Nicht mitreißend, nicht bewegend. Sondern – man kann's kaum anders formulieren – langweilig. Lau. Die einträglich-beliebte Methode, heutzutage crossmedial aus Büchern Theaterstücke, aus Theaterstücken Filme, aus Filmen Musicals zu machen – hier misslingt sie. Grimm schlüpft in die Rolle eines französischen Mönchs, der Predigten auf das einfache und analoge Leben und Zwiesprache mit seinem betagten Smartphone namens Jean-Baptiste hält. Und Grimm schlüpft in die Rolle eines hesselnden Normalos, der gerade geschieden und vom Job aufgefressen, mit Burnout, einer pubertierenden Tochter und Sinnlosigkeit kämpft. Zwei Stunden predigen, babbeln, „philosophieren“ diese beiden Figuren. Zum Beispiel über Klobrillen an Autobahnraststätten, die sich selbst reinigen. Irgendwann taucht noch ein moderner Jesus auf, der zornig und frustriert aus dem alten Palästina erzählt und nebenbei Kapitalismuskritik betreibt.
Wie gesagt. Markus Grimm ist ein toller Schauspieler. Er spielt gut. Er hat sicher auch viel zu erzählen. Aber dieser Mönch und diese jammernde Durchschnittstype . . . außer, dass das Leben nicht im Smartphone spielt, haben sie nichts zu sagen. Jedenfalls nichts Erhellendes, nichts für zwei Stunden. Schnell raus an die frische Luft, ins Leben!
Nächste Termine: 29. Januar um 17 Uhr im Rathaus Sommerhausen, 11. März im Hotel Anker Marktheidenfeld.