Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten

VEITSHÖCHHEIM: Max Uthoff: Grenzgänger des politischen Kabaretts

VEITSHÖCHHEIM

Max Uthoff: Grenzgänger des politischen Kabaretts

    • |
    • |
    Max Uthoff nennt Markus Söder „Bratwurst-Brutus“.
    Max Uthoff nennt Markus Söder „Bratwurst-Brutus“. Foto: Foto: J. Kiefer

    Das einzig Konservative an Max Uthoff ist sein Outfit: dunkelgrauer Anzug, weißes Hemd, anthrazitfarbene Krawatte. Dies steht in krassem Gegensatz zu seinem schillernden Programm „Gegendarstellung“, in dem er die Gemeinheiten einer gnadenlosen Weltwirtschaft offenlegt. Die beinahe 600 Zuhörer in den Mainfrankensälen Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) sind zwei geschlagene Stunden zum Mit- und Nachdenken aufgefordert und erleben einen an- und aufregenden Abend in Sachen messerscharfer Kapitalismuskritik – vieleckig, faktisch, klug! Reichlich spontaner Beifall unterstreicht, dass das Publikum diese „Zumutung“ gerne akzeptiert.

    Schonungslos und scharfzüngig

    Der 50-jährige Kabarettist will mit Widersprüchen wach machen („Wer immer wieder dasselbe sagt, hat recht“) und provozieren („Es gibt keine Armen, nur Einkommensunerfahrene“). Uthoff erweist sich als schonungsloser, scharfzüngiger Grenzgänger des politischen Kabaretts, der die rote Linie zulässiger Verbalattacken berührt, aber nicht überschreitet. Natürlich, so resümiert er, ist AfD-Gauland ein Nazi und fragt: „Wo ist der Mossad, wenn man ihn braucht?“

    Seine spöttische Analyse der politischen Kümmernisse des weiß-blauen Freistaates erfasst CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer („Kläffen, Speichel lecken, Stöckchen holen“) und entdeckt Gemeinsamkeiten mit den USA, wo man auch einen fremdenfeindlichen Schürzenjäger zum Landesvater gemacht habe. Der Unterschied: „Trump spricht besser Deutsch!“ Lauthals gelacht wird, wenn er mit milder Häme auf den „Bratwurst-Brutus“ Markus Söder verweist, der in diesem Saal im Kostüm als Homer Simpson „seine besten Leistungen gebracht hat“.

    Jede Partei bekommt ihr Fett weg, und die Grünen hat er sich besonders aufgeschrieben. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann, „diesem Biologielehrer, der an Gott glaubt“, haut er dessen Abschiebepraxis um die Ohren. Das sei kein „pragmatischer Humanismus“, sondern „gemäßigter Kannibalismus“.

    Sein Publikum konfrontiert der eloquente Unterhalter, der 120 Minuten ohne Konzept und Versprecher auskommt, mit einer üppigen Menge an Fakten, Zahlen und Zitaten, um zu unterstreichen, dass der „Neoliberalismus dem Kapitalismus sein Taliban ist“. Die bei diesen Ausflügen in die Wirtschafts- und Steuerlabyrinthe herumschwirrenden Summen hinterlassen beim braven Einkommenssteuerzahler die Hoffnung, dass sie falsch, zumindest übertrieben sind. Aber kann ein Volljurist, selbst wenn er sich als Kabarettist verkleidet, lügen?

    Pointiert und zynisch

    Uthoff geißelt den Umgang mit Migranten, „die um eine Lebensmittelversorgung wie unsere Haustiere betteln“ und die rigorose Schuldenpolitik gegenüber Griechenland, wo man „einen Verhungernden mit Nahrungsentzug am Leben halten will“.

    Die pointierten, spitzzüngigen, mit Zynismus gewürzten Betrachtungsweisen des vielfach ausgezeichneten Kabarettisten fordern sicher kontroverse Diskussionen und geharnischte Gegendarstellungen heraus: Folgen eines treffsicheren Polit-Kabaretts!

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden