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WÜRZBURG: „Metropolis“ mit Live-Musik: In der Kürze liegt die Würze

WÜRZBURG

„Metropolis“ mit Live-Musik: In der Kürze liegt die Würze

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    Fritz Langs monumentaler Stummfilm „Metropolis“ aus dem Jahr 1927 hat Kultstatus. In einer futuristischen Großstadt prallen zwei Welten aufeinander: Der Glamour der Oberwelt, regiert von Konzernbesitzer Joh Fredersen (Alfred Abel), trifft auf die Maschinenhölle der Unterwelt, in der sich Tausende zu Tode schuften.

    Die Arbeiter, mit leeren Blicken und mit mechanischen Bewegungen, erinnern hier bereits selbst an seelenlose Maschinen. Das „Oben“ funktioniert aber nicht ohne das „Unten“, denn beide Welten brauchen Strom und Energie. „Metropolis“ prangert die Maschinengläubigkeit der damaligen Zeit an, die Polarisierung und drohende Roboterisierung einer Gesellschaft – auch heute noch aktuelle Themen.

    Zarte Klänge, stampfende Motive

    Als einer der teuersten Filme aller Zeiten und erster Science-Fiction-Film in Spielfilmlänge hat „Metropolis“ Generationen von Filmemachern beeinflusst. Verständlich aber, dass der Film in seiner zweieinhalbstündigen Originalversion bei Kritikern und Publikum durchfiel.

    Das Philharmonische Orchester Würzburg hat den Test gemacht und den Film im gut besuchten Mainfranken Theater in voller Länge gezeigt – live begleitet von Gottfried Huppertz? originaler Orchestermusik unter Dirigent Stefan Geiger. Die Musik orientiert sich oft an der romantischen Orchestertradition des 19. Jahrhunderts. An zarten Stellen klingt Richard Wagner an, in kämpferischen Szenen stampft das mittelalterliche Dies-Irae-Motiv durch den Orchestergraben.

    Aber der Film ist lang, eigentlich zu lang. Darüber können auch die faszinierenden Kulissen und illustren Schauspieler nicht hinweghelfen. Allein der sogenannte „Auftakt“ dauert über eine Stunde, das folgende „Zwischenspiel“ noch mal eine halbe – eine Zeit, die Lang nicht immer optimal nutzt. Zur Pause nach 90 Minuten hatte man bereits einige Durchhänger hinter sich.

    Ausblick auf die NS-Zeit

    Dann allerdings stieg die Spannung: Zur Melodie der Marseillaise stiftet die Maschinen-Frau Maria die Arbeiter zum Aufstand gegen ihre Maschinen an – doch sie schaden sich selbst damit. Die Bilder hier sind großartig: einstürzende Hochhäuser, Sturmfluten und Massenszenen, die das Unheil der NS-Zeit vorwegzunehmen scheinen. Gegen Ende sabotiert sich die Handlung aber selbst: Die maßlose zeitliche Dehnung und Übertreibung wirkt unfreiwillig komisch, dementsprechend herzhaft wurde im Publikum gelacht. Geplant hatte Fritz Lang das sicher anders. Direkt nach der missglückten Premiere hat er „Metropolis“ um eine gute halbe Stunde eingedampft – ein kluger Schachzug.

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