Frage: Ganz oben auf Ihrer Homepage geht es um Ihre Musik. Spiegelt das Ihre persönlichen Prioritäten wider?
Michael Fitz: Für mich hat immer das Priorität, was ich gerade mache. Momentan sind das zwei Dinge: Ich drehe einen „Tatort“ und spiele Konzerte. Das mag ich nicht so gerne, denn ich will im Grunde Schauspielerei und Musik zeitlich voneinander trennen. Aber es ist halt nicht anders möglich.
Ich könnte mir vorstellen, dass Sie sich als Musiker besser ausdrücken können. Als Schauspieler haben Sie einen vorgegebenen Text, einen Regisseur, Sie müssen in eine Rolle schlüpfen . . .
Fitz: Ich kann mich auch als Schauspieler einbringen. Ich habe alle Möglichkeiten: Ich bin mit Sprache gesegnet, ich kann Vorschläge machen, wie ich etwas spielen möchte. Natürlich ist das, was auf dem Papier steht, nicht meine originäre Idee. Aber letztendlich bin ich ja dafür verantwortlich, dass, was auf dem Papier steht, am Schluss kein Papier mehr ist, sondern ein lebender Mensch. Da muss ich mich komplett mitbringen. Die Musik ist eine völlig andere Sache. Da mache ich alles selbst. Ich bin ja nicht nur Sänger, ich schreib' ja auch alles selbst.
Weiter unten auf der Homepage geht's dann um einen Chiemsee-Kommissar namens Hattinger.
Fitz: Das ist eine neue Figur in einem ZDF-Krimi, der in der ersten Hälfte des nächsten Jahres gesendet wird. Es gibt Bestrebungen, daraus eine Reihe zu machen. Gedreht habe ich das im August mit sehr viel Freude und viel Engagement. Es ist eine Figur, die ich neu entdecken kann. Es war auch anstrengend, weil's eine sehr umfangreiche Rolle war.
Was für ein Typ ist Hattinger?
Fitz: Regisseur Hans Steinbichler hat's so formuliert: „Das ist eigentlich ein Un-Bulle.“ Hattinger ist, Gott sei Dank, kein typischer Polizist. Er ist verschroben, sehr in sich gekehrt, lässt sich nicht gerne in die Karten schauen. Am liebsten ermittelt er alleine. Er handelt oft aus dem Bauch raus. Ich hab' versucht, dieser Figur viel Lebendigkeit zu geben.
Eine gewisse Verschrobenheit – ist es das, was Sie an einer Rolle reizt?
Fitz: Ich bin in meinem Schauspielerleben viel als der nette junge Mann von nebenan gehandelt worden. Figuren, die anders gestrickt sind und gegen den Strich gebürstet, machen mir sehr viel Spaß. Mit zunehmendem Alter ist es auch logisch, dass man solche Rollen spielt.
Carlo Menzinger, die Figur, die Sie im Münchner „Tatort“ spielten und jetzt für eine Folge wieder spielen, war ja auch ein durchaus eigenwilliger Typ.
Fitz: Ja, der Carlo war ein eigenwilliger Typ. Aber er hat nicht immer so viel Platz gehabt, um seine Eigenwilligkeit zeigen zu können. Ich hab' die Rolle wahnsinnig gern gespielt. Wenn Carlo in den Hintergrund treten musste, lag es oft auch an mir, weil ich einfach nicht so viel Zeit hatte. Carlo war eine Figur, die sich verändern konnte. Das wird man auch bei dem Kurzbesuch, den wir gerade drehen, deutlich. Carlo war fünf Jahre in Thailand, ist aus dem Polizeidienst raus. Jetzt kommt er nach München, stattet seinen alten Kollegen einen Besuch ab und erlebt seine alte Welt ganz neu.
Wie fühlt es sich für Sie an, nach fünf Jahren wieder mit dem alten Team zu arbeiten?
Fitz: Vieles erinnert einen daran, wie's früher war. Aber es gibt auch Situationen, in denen man merkt: Ich bin jetzt anderswo unterwegs. Es führt für mich längerfristig auch kein Weg zurück.
Es tut Ihnen also nicht leid, dass Sie damals ausgestiegen sind?
Fitz: Nein. Ganz im Gegenteil.
Gucken Sie sich privat mal einen „Tatort“ im Fernsehen an?
Fitz: Ganz selten. Wenn, dann zufällig. Ich finde, es ist auch ein bisschen inflationär geworden. Es gibt schon sehr viele „Tatorte“, und immer wieder kommen neue dazu. Jetzt soll's ja auch einen aus Nürnberg geben, hat der Intendant des Bayerischen Rundfunks gesagt. Einen fränkischen „Tatort“ finde ich keine schlechte Idee. Aber er macht das Angebot natürlich noch größer. Und für den Zuschauer wird's nicht leichter, sich mit einem Ermittler-Team anzufreunden.
Ab 2013 ermitteln mehr als 20 verschiedene Teams. Das ist schon arg viel.
Fitz: Dazu kommen dann noch Regionalkrimis, wie ich grad einen fürs ZDF gedreht habe. Da kann man schon fragen, ob der Zuschauer wirklich so viel Interesse an Krimis hat, wie ihm unterstellt wird.
Sie haben bei einer Neuverfilmung von „Ludwig II.“ mitgemacht, die zu Weihnachten in die Kinos kommt.
Fitz: Das ist ein opulentes Historienwerk, das sich sehr eingehend und akribisch recherchiert mit Ludwig II. beschäftigt. Ich spiele Herzog Max in Bayern, den Vater von Sophie und Sissi. Da bin ich in guter Gesellschaft: Den hat Gustav Knuth damals in den „Sissi“-Filmen gespielt. Wobei seine Rolle, glaub' ich, größer war als meine. Meine ist ziemlich klein. Aber ich hab's mit großem Spaß gemacht und bin auch vom olympischen Gedanken ausgegangen: Dabei sein ist alles.
Ganz unten auf Ihrer Homepage bin ich auf was sehr Interessantes gestoßen: Da steht ein Anti-Atomkraft-Essay.
Fitz: Ich nehme mir immer mal die Freiheit, Sachen, die ich gut finde und die ich unterstütze, auf meine Homepage zu packen. Ich bin aktives Attac-Mitglied. Es gibt immer wieder Themen, die mich so sehr beschäftigen, dass ich sie öffentlich machen möchte.
Sie mischen also ganz gerne auch in der politischen Diskussion mit?
Fitz: Ich bin kein unpolitischer Mensch. Ich habe natürlich eine private Meinung. Die muss ich aber nicht gleich jedem mitteilen, vor allem nicht in meiner Kunst. Die ist nicht vordergründig politisch. Aber wenn Sie sich mit dem seelischen Zustand des Menschen beschäftigen, und das tu' ich fast ausschließlich, geht's immer wieder um strittige Themen, die einen politischen Inhalt haben.
Michael Fitz in Unterfranken
Geboren am 13. November 1958 in München, stammt Michael Fitz aus einer bekannten Künstlerfamilie. Sein Vater ist der Volksschauspieler Gerd Fitz, er ist der Neffe der Schauspielerinnen Veronika und Lisa Fitz. Michael Fitz war in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen zu sehen. Bekannt wurde der mit dem Bayerischen Fernsehpreis geehrte Künstler vor allem durch die Rolle des Oberkommissars Carlo Menzinger im Münchner „Tatort“. Er spielte die Rolle 15 Jahre lang in 44 Folgen neben Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec. 2007 stieg Fitz aus. Als Musiker ist Michael Fitz seit Jahren aktiv. Er tourt mit einem guten halben Dutzend Gitarren. Bislang hat er zwölf Alben veröffentlicht.
Die Tour mit seiner neuen CD „Wenn i schaug“ führt Fitz nach Unterfranken: 1. November, 20 Uhr, Disharmonie Schweinfurt (Tel. 0 97 21 / 7 30 98 98); 2. November, 20.15 Uhr, Bockshorn Würzburg (Tel. 09 31 / 4 60 60 66); 22. November, 20 Uhr, Rathaushalle Haßfurt (Tel. 0 95 21 / 68 82 28). Am gestrigen Freitag stand ein Konzert in Lohr auf dem Plan. Text: hele