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HOLSTENNIENDORF (DPA): Polit-Barde und Landei und Rebell

HOLSTENNIENDORF (DPA)

Polit-Barde und Landei und Rebell

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    „Ich freue mich auf meine Auftritte, wie ein Pferd, das lange im Stall gestanden hat“: Hannes Wader.
    „Ich freue mich auf meine Auftritte, wie ein Pferd, das lange im Stall gestanden hat“: Hannes Wader. Foto: FOTO dpa

    Es wird ein Festtag ohne Party. „Das lassen wir so vorbei rauschen“, sagt der Sänger. „Ich möchte nicht feiern, und ich will mich auch nicht feiern lassen.“ Und schiebt wie entschuldigend hinterher: „Für mich bedeutet 65 zu werden nicht, dass ich weniger zu tun hätte. Ich bin froh, dass ich gesund bin und meine Arbeit weitermachen kann.“

    Das ist mit seiner Gitarre durchs Land zu touren und zu singen. Zu 50 Prozent gehe es dabei um Altersvorsorge, sagt Wader. „Ich habe lange Zeit schlecht gewirtschaftet.“ Natürlich bedeute eine Tournee nicht nur stressige Arbeit: „Ich freue mich auf meine Auftritte, wie ein Pferd, das lange im Stall gestanden hat“, sagt er, „denn Singen tue ich immer noch am liebsten.“ Doch am Ende zieht es den ehemaligen Straßenmusikanten immer wieder in seinen „Stall“ zurück. „Ich bin ein Landei“, sagt er mit leisem Lachen.

    In der 500-Seelen-Gemeinde Holstenniendorf in Schleswig-Holstein lebt er auf einem Resthof „in absoluter Alleinlage – weit und breit kein Mensch: Das hatten meine Frau und ich uns immer gewünscht.“ Nach Verlegung seines Wohnsitzes von Berlin nach Schleswig-Holstein bemühte sich der Ostwestfale, in die „kulturelle Tradition“ seiner neuen Wahlheimat einzutauchen. Dazu gehörte für ihn auch das Erlernen der plattdeutschen Sprache. „Ich kann mich problemlos auf Platt unterhalten.“ Wader bezeichnet sich selbst als einen Menschen von – partiell – großer Leidenschaft. „Was mich begeistert, lasse ich nicht mehr los.“ So nahm er für eine 1997 veröffentlichte CD mit Liedern des österreichischen Komponisten Franz Schubert (1797 – 1821) extra Gesangsunterricht.

    Hannes Wader ist ein gesellschaftskritischer Rebell mit vielen Facetten. Er beschäftige sich mit Politik nicht analytisch, sagt er: „Ich bin kein politischer Kopf, ich bin allenfalls ein politischer Bauch.“ Wader hat das deutsche Volkslied wieder salonfähig gemacht. Das sei in die rechte Ecke abgeschoben worden, die Nationalsozialisten hätten es „missbraucht“. Zu seinem Repertoire gehören Shanties, plattdeutsche Lieder, zarte Liebeslieder.

    Eine andere Wahrnehmung

    2004 veröffentlichte er sein erstes Hörbuch mit Texten des Schriftstellers Kurt Kusenberg (1904 – 1983). „Das war für mich ein Pilotprojekt“, erklärt Wader. Er schreibe selber Geschichten, die er irgendwann einmal veröffentlichen möchte. „Die Texte liegen in der Schublade, sie sind noch nicht druckreif, und es sieht auch nicht so aus, als wenn ich in nächster Zeit dazu käme, das zu ändern.“

    Zur Zeit arbeitet er am 33. Album, das bald veröffentlicht wird: „Zwei Dutzend Lieder, an denen ich sehr hänge und die ich neu arrangiert aufnehme.“ Ein Lieblingslied habe er nicht: „Das wechselt ständig“, sagt Wader. „Ich stelle im Laufe der Jahre immer wieder fest, dass ich Lieder später anders wahrnehme als zu der Zeit, als ich sie schrieb.“

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