Schon bisher war es das Erfolgsrezept von Richard David Precht, philosophische Reflexionen als einfache Lesekost anzubieten. Einige Kritiker meinten, dass sein Bestseller „Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“ allzu vereinfachend mit den großen Menschheitsfragen umgehe. Sein neues Buch, „Warum gibt es alles und nicht nichts?“, ist wirklich ganz leichte Lektüre – und vor allem für Kinder geschrieben.
Es beschäftigt sich erneut mit Fragen, „die man nur schwer, nicht endgültig oder gar nicht beantworten kann“. Philosophische Fragen – mit Erklärungen für Kinder. Der Erfolgsautor, auch wegen seiner leicht verdaulichen Einsichten Stammgast in vielen TV-Talkshows, stellt sich bei seinem „Ausflug in die Philosophie“ erneut den Themen Freiheit, Gerechtigkeit und Schönheit. Precht erklärt die Welt auf Streifzügen mit seinem Sohn Oskar zu Berliner Museen, Denkmälern, Schlössern oder Parks. Eine Stärke des Autors ist sicher, mit einfachen, anschaulichen Geschichten existenzielle oder moralische Fragen zu thematisieren.
Wer ist „Ich“? Darf man Tiere essen? Warum haben Menschen Sorgen? Das sind einige der Fragen, die Precht mit seinem kleinen Sohn, dessen genaues Alter man nicht erfährt, erörtert. Wie aber beantwortet ein nicht religiöser Mensch die Frage „Warum gibt es mich?“? Oft ziemlich ratlos. Alles Zufall, wenig Sinn, meint er. Keine unbedingt frohe Botschaft für Kinder. Precht schildert Schöpfungsmythen der verschiedenen Kulturen bis hin zur modernen kosmologischen Urknall-Theorie. Die jüdisch-christlichen Wurzeln des Abendlandes kümmern ihn wenig. Die Bibel gerinnt bei Precht höchstens zu befremdlichen Geschichten, wie die über die Arche Noah.
Man stelle sich bloß vor, schreibt er, wie schrecklich es für die „armen Kaiserpinguine“ und Eisbären gewesen wäre, den weiten Weg vom Berg Ararat durch die heiße Türkei bis nach Grönland zu bewältigen. „Die Geschichte aus der Bibel kann also nicht stimmen.“ Schließlich erzählt er eine buddhistische Parabel, die nahe legt, sich am besten nicht mit solch grundlegenden Fragen der Schöpfung auseinanderzusetzen, weil es Wichtigeres im Leben gebe. Der Autor beschäftigt sich auch mit ganz aktuellen Fragen, beispielsweise mit dem Thema Freiheit. Wobei er ihren Wert relativiert. So sei sie beispielsweise nur etwas wert, wenn es den Menschen auch wirtschaftlich gut gehe.
Precht hat ein leicht lesbares, zuweilen amüsantes Buch geschrieben, das beste Chancen hat, bei vielen unter dem Weihnachtsbaum zu liegen – trotz seiner ganz und gar nicht weihnachtlichen Botschaft.
Richard David Precht: Warum gibt es alles und nicht nichts? Ein Ausflug in die Philosophie (Goldmann, 207 Seiten, 16,99 Euro)