Die Mittelalter-Rock-Szene hat viele Facetten. Da gibt es die metallisch-düsteren Subway to Sally, die puristischen Corvus Corax oder die klamaukigen Feuerschwanz. Saltatio Mortis aus Karlsruhe haben es sich irgendwo dazwischen bequem gemacht, mit wachsendem Erfolg. Das aktuelle Album „Brot und Spiele“ schoss nach der Veröffentlichung im August sogleich auf Platz 1 der Charts. Zum wiederholten Mal war die achtköpfige Band nun am Freitag in der Würzburger Posthalle zu Gast– und die war fast ausverkauft.
Mittelalter-Rock für die Massen
Denkt man sich bei Saltatio Mortis die Dudelsäcke und manches härtere Riff weg, würde der eingängige Sound der Band im Mainstream-Radio kaum auffallen. So eingängig sind die Melodien, so nachvollziehbar die Songstrukturen, so mitreißend der poppige Anstrich. Da gibt es schnelle Stampfer zum Mitgrölen, mit „Nie wieder Alkohol“ ist auch ein echtes Sauf-Lied dabei. Dargebracht wurden zwei Stunden Programm mit perfektem Sound, gut abgestimmtem Licht, Feuer-Effekten und einem Bad in der Menge von Frontmann Jörg Roth. Mittelalter-Rock für die Massen eben. „Dorn im Ohr“, einer der neuen Songs, bringt es mit seinem Ohrwurmrefrain genau auf den Punkt.
Doch es lohnt sich, genauer hinzuhören. Saltatio Mortis singen nicht nur über die Freuden, die es wohl auch im Mittelalter gab. Sie nehmen sich auch aktuelle gesellschaftspolitische Themen kritisch vor. So besingen die Spielleute den „Besorgten Bürger“, der mit rückwärtsgewandten Ansichten die eigentliche Gefahr für die heutige Gesellschaft darstellt. Oder sie plädieren für „Europa“ und den Freiheitsgedanken, der dieser Staatenunion zugrunde liegt.
Ein bisschen Otto im Mittelalter
Doch zu viel Ernst tut nicht gut. Dafür sorgt alleine schon Schlagzeuger Timo Gleichmann, der einen großen Teil der Ansagen macht. In parodierendem Mittelhochdeutsch nimmt er sich und seine Bandkollegen aufs Korn und wirkt dabei wie eine Mischung aus Otto Waalkes und Olaf Schubert. Mitgefiebert und mitgelacht wird auch mit Dudelsackspieler Robin Biesenbach, der extra für die Live-Darbietung der Ballade „Spur des Lebens“ ein paar Akkorde auf dem Klavier gelernt hat.
Dass ein paar Konzertbesucher Luftballons mitgebracht haben, die während der gesamten Show über den Köpfen der Menge schweben, stört kaum. Irgendwie zeigt es doch nur ein weiteres Mal: Auch im finsteren Mittelalter durfte gelacht werden.
, ist sicher wieder ein bisschen mehr düsteres Flair dabei.