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WÜRZBURG: Schweiß treibende Schweiß-Arbeit

WÜRZBURG

Schweiß treibende Schweiß-Arbeit

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    Jetzt sitzt die Bildhauerin am Schreibtisch, blättert in diesem und jenem Katalog oder Heft. Vor ihr liegt ein dicker Reiseführer von Mexiko. Gerade erst sie von dort zurückgekommen, um viele Erfahrungen reicher. Erfüllt von der Freundlichkeit der Menschen und den Eindrücken der alten Kunst der Ureinwohner. Auch sie hat dort Kunst geschaffen. Als Gast des Museums für Zeitgenössische Kunst (Museo de Arte Contempoaneo Ateneo de Yucatan) hat Summa in Mérida, der Stadt auf der mexikanischen Halbinsel Yucatan, ein zwei mal zwei mal zwei Meter großes Wurzelwerk aus geschweißtem Eisendraht komponiert, in dem sich Blätter wiegen, wenn der Wind hineinhaucht. Es ist die ironische und provokative Auseinandersetzung der Würzburgerin mit einer immer künstlicher werdenden Natur, die sie „Naturschutz – 8 Kubikmeter Citypark“ nennt.

    Summa ist eine von 19 deutschen und 16 mexikanischen Künstlern, die zu dem jährlich stattfindenden Symposium eingeladen waren, das in diesem Jahr unter dem Motto „Natur“ und der Begegnung mit Deutschland stand. „Ich habe noch nie so viel Schweiß vergossen bei einer Arbeit“, schmunzelt die zierliche Künstlerin. „Beim Arbeiten mit dem Schweißgerät sprühen Funken in alle Richtungen. Ich trage deshalb eine Lederjacke bei der Arbeit, habe eine Lederschürze umgebunden und den Schweißhelm auf dem Kopf.“

    Heute ist Angelika Summa stolz auf das, was bei 38 Grad Hitze entstand. „Es war eine Arbeit unter erschwerten Bedingungen.“ Zur Verfügung standen sieben Tage, in denen die benötigten 500 Kilogramm Draht so zu bearbeiten waren, dass daraus ein wurzelartig aussehender Würfel mit zwei Meter Kantenhöhe entstehen konnte. Dazu musste der fingerdicke, glatte Draht per Hand in Teile geschnitten und so verbogen werden, dass er eine Struktur bekam. „So recht hat man mir wohl nicht zugetraut, dass ich das schaffe, dass ich mit einem Schweißgerät umgehen kann“, schmunzelt sie. Zum Erstaunen der mexikanischen Gastgeber und der Künstlerkollegen hantierte sie jedoch gewohnt professionell und zielstrebig auf dem wundervollen Marmorboden des Museumshofes. Obwohl der zugesagte Assistent nie auftauchte und das eine oder andere Werkzeug fehlte.

    „Dort gibt es halt auch nicht um jede Ecke einen Obi, in dem man schnell ein Schweißgerät kaufen kann“, sinniert Summa voller Verständnis. Also hieß es werken mit vorsintflutlichem Gerät, das mit verrosteten, nicht isolierten Kabeln gefährlich aussah. Beherzt und unbeirrbar schuftete sich die Würzburger Künstlerin durch Drahtberge und Zehn-Stunden-Tage, verschaffte sich Respekt und Bewunderung. „Ich bin ja schließlich gewohnt, alles selbst zu machen“, strahlt sie heute und ist glücklich über notwendige Kompromisse, denen sie zustimmen musste, über das gelungene Jonglieren mit improvisierten Vorgaben und die geglückte und spannende Verständigung mit Händen und Füßen.

    Für die nächsten zehn Monate steht die Skulptur der Würzburger Künstlerin neben den Arbeiten ihrer Künstlerkollegen auf dem Paseo Montejo, der Prachtstraße von Mérida, der Stadt mit den imposanten Villen und den vielen einfacheren, aber farbenfrohen Häusern.

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