Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten

SOMMERHAUSEN: Torturmtheater Sommerhausen: Der Überflieger mit dem neuen Gesicht stürzt ab

SOMMERHAUSEN

Torturmtheater Sommerhausen: Der Überflieger mit dem neuen Gesicht stürzt ab

    • |
    • |
    Fantastische Vier: Szene aus „Der Hässliche“.
    Fantastische Vier: Szene aus „Der Hässliche“. Foto: Foto: Obermeier

    Niemand hat es ihm bisher gesagt, und ihm selbst ist es nicht bewusst: Lette, ein echt kluger Kopf, ist hässlich. Sein Gesicht sei „nicht werbetauglich“, meint sein Chef Scheffler, der an Stelle seines fähigen Ingenieurs dessen mittelmäßigen Assistenten Karlmann zu dem Kongress schickt, auf dem Lettes Erfindung vorgestellt wird.

    Als Ehefrau Fanny versichert, ihn trotz seines „katastrophalen“ Äußeren und wegen seines souveränen Umgangs damit zu lieben, ist der Entschluss, vom Chirurgen nachbessern zu lassen, schnell gefasst. Trotz eigener Zweifel ob dieses „speziellen Falls“ gelingt dem Schönheitsspezialisten die OP so gut, dass Lette sich danach selbst nicht erkennt. Äußerlich „komplett saniert“ und nach anfänglichen Skrupeln ändert sich sein Berufs- und Privatleben – und damit seine Wertvorstellungen, sein Auftreten. Nur währt der Erfolg des Überfliegers mit dem neuen Gesicht, das der Chirurg geschäftstüchtig vermarktet, nicht allzu lange. Immer mehr Männer laufen mit „seiner“ Visage herum, und die neuen Lettes sind zudem noch weniger anspruchsvoll, besser „verwertbar“.

    Die Folge: Lette, nun kein Individuum mehr, verliert Frau und Job. Nicht nur sein Stern sink, auch Lette selbst stürzt – aus dem 25. Stock.

    „Der Hässliche“ ist eine schrille Komödie von Marius von Mayenberg, mit einigem Tiefgang, witzig, satirisch, auch mal deftig-derb, in der es um den Umgang mit Schönheit und Individualität in der modernen Gesellschaft geht. Ercan Karacayli hat sie für das (klimatisierte) Sommerhäuser Torturmtheater inszeniert, wo das Stück vom Premierenpublikum begeistert aufgenommen wurde. Titelfigur Matthias Renger, nach seiner „OP“ äußerlich unverändert und so attraktiv wie zuvor, bildet zusammen mit Vanessa Eckart (Fanny), Patrick Nellessen (Scheffler, Lettes Chef) und James Newton (Karlmann, Lettes Assistent) ein tolles junges Kleeblatt, das die Absurdität der Vorgänge auf der (von Angelika Relin) nur mit Stühlen ausgestatteten Bühne sprachlich, in Gestik und Mimik dynamisch umsetzt. Auch ihre A-cappella-Version von Carly Simons „You're so vain“ kann sich hören lassen.

    Während Lette bis zu seiner panischen Schlussszene er selbst bleibt, schlüpfen die Kollegen mitten in der Szene und im stets gleichen Outfit in verschiedene Figuren mit ganz unterschiedlichem Charakter – ein Wechsel, dem das Publikum problemlos folgen kann.

    Auf dem Spielplan bis 3. Oktober jeweils Di bis Sa, Karten: Tel. (0 93 33) 268

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden