Vorpremiere von Oliver Stones Film "World Trade Center" über die Anschläge vom 11. September, der am kommenden Donnerstag offiziell anläuft, im Cineworld im Mainfrankenpark. Sitznachbar: Branddirektor Franz-Josef Hench, Leiter der Berufsfeuerwehr Würzburg und Vorsitzender des unterfränkischen Feuerwehrverbandes. Wie sieht einer, der Leben rettet, einen Film über Lebensretter, die sterben?
Oliver Stone, mehrfach Oscar-dekorierter, aber auch kritisierter Regisseur ("Platoon", "J.F.K. - Tatort Dallas", "Geboren am 4. Juli"), erzählt die authentische Geschichte der Polizisten John McLoughlin (Nicolas Cage) und Will Jimeno (Michael Peno), die Menschen retten wollen, unter den Trümmern des World Trade Center begraben und wie durch ein Wunder nach 15 Stunden lebend geborgen werden. "Die Dimensionen New Yorks, die vielen Häuserschluchten wurden recht deutlich", sagt der Leiter der Würzburger Berufsfeuerwehr - und denkt professionell: "Die Feuerwehr in Amerika, gerade in New York, ist ganz anders strukturiert als in Deutschland." In New York gebe es an jeder zweiten Ecke eine Feuerwache, Motto: kleine Einheiten, die schnell am Ort des Unglücks sein sollen.
Das Problem an 9/11: "Wenn bei einem so großen Einsatz plötzlich unglaublich viele Einheiten eintreffen, müssen sie koordiniert werden." Branddirektor Hench, 55, will sich nicht anmaßen, zu beurteilen, ob beim Einsatz vor fünf Jahren Fehler gemacht wurden. "Hinterher ist man immer schlauer. Bei jedem Einsatz." Die Situation ändere sich ständig, ständig müssen neue Entscheidungen getroffen werden, man wisse nie, welche Folgen sie haben und wie sich die Situation wieder verändert. Im Film blühen die Gerüchte unter den Polizisten auf der Fahrt zum Nordturm, in den das erste Flugzeug einschlug. Noch haben die Handys Empfang. Es soll ein zweiter Flieger in den Südturm gesteuert worden sein. Auch das Pentagon sei Anschlags-Ziel geworden. Ein anderes Flugzeug sei auf dem Weg zum Weißen Haus. Ungläubige Verwirrung. Unbeeinflussbares Chaos. Unbarmherzige Realität.
"Realistisch", meint Hench. "Das war ja das Verheerende, dass die Helfer, die in die Türme gingen, einen dramatisch geringeren Wissensstand hatten als die ganze Welt, die vor dem Fernseher saß." Wären die Einsätze gar nicht begonnen oder eher abgebrochen worden, wenn die Helfer das ganze Ausmaß gekannt hätten? "Womöglich", meint Hench, "Spekulation." Wie im Film die beiden Polizisten gerettet werden, sei "absolut unrealistisch, so wäre alles über den beiden zusammengefallen". In der Realität dauere so etwas Stunden.
Nicolas Cage sagt auf der Fahrt zu den Türmen: "Wir wissen, was zu tun ist, bei atomaren, biologischen, chemischen Angriffen. Aber nicht bei so etwas Großem. Es gibt kein Konzept." Seit dem 11. September "hat sich die Ausbildung im Katastrophenschutz wesentlich geändert", sagt Hench. Weil bis dahin keiner damit gerechnet hatte, dass Flugzeuge entführt und als Todeswerkzeuge missbraucht werden könnten. Hench: "Man beschäftigt sich verstärkt mit ganz anderen Dimensionen."
Ein bis eineinhalb Stunden nach den Einschlägen stürzten die Türme in sich zusammen und begruben auch die Polizisten McLoughlin und Jimeno. "Bei uns würden die Stahlträger etwas länger halten", meint Hench - andere Brandschutzvorschriften. "Stahl wird bei 500 Grad weich", erklärt der Feuerwehrmann. Ohne Vorwarnung. "Er beginnt erst bei 800 Grad zu glühen." Da beim und nach beim Einschlag der Maschinen viel Kerosin frei wurde, waren 500 Grad schnell erreicht.
Die Feuerwehrmänner, die umkamen, wurden in den Staaten zu Helden. "Wir sind nicht dazu da, Helden zu spielen", sagt Hench. Den Patriotismus aber ausschließlich der US-Mentalität zuschreiben, will er nicht. "Er ist schon in der Feuerwehr verankert." Franz-Josef Hench erzählt von 24-Stunden-Diensten, vom Miteinander-Leben wie in einer Familie. "Die Leute kennen sich bis ins Letzte, sie wissen um die Stärken und Schwächen jedes Einzelnen." Der Tod eines Kollegen sei vergleichbar mit dem Tod eines engen Familienmitglieds.

Im Abspann des Films steht, dass 2749 Menschen im World Trade Center starben, 343 Feuerwehrmänner. 20 wurden lebend geborgen.