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HAMBURG: Vom Meerschweinchen King-Kong bis zum kleinen Ritter Trenk

HAMBURG

Vom Meerschweinchen King-Kong bis zum kleinen Ritter Trenk

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    Kirsten Boie
    Kirsten Boie Foto: Foto: dpa

    (dpa) Für Erfolgsautorin Kirsten Boie war es ein Skandal, auch wenn er ihr die Tür in eine neue Welt geöffnet hat – die Welt der Kinderbücher, in der ihre Geschichten heute zu den beliebtesten gehören. „Aber dass das für mich so wunderbare Konsequenzen hat, konnte das Jugendamt ja nicht wissen“, sagt die Hamburgerin, die am Freitag (19. März) 60 Jahre alt wird.

    Der Skandal kam 1983: Damals adoptierte sie ihr erstes Kind und musste auf Verlangen des zuständigen Jugendamtes ihre Arbeit als Lehrerin aufgeben. „Das fiel mir sehr schwer, denn ich war wirklich gerne Lehrerin. Ich möchte nicht wissen, wie viele Frauen genauso gezwungen worden sind, einen Beruf aufzugeben, den sie geliebt haben und der sicher auch dazu geführt hätte, dass ihr Leben mit dem Kind reicher gewesen wäre.“

    Die junge Frau, die in ihrer Heimatstadt erst am Gymnasium Oldenfelde unterrichtet hatte und später auf eigenen Wunsch an die Ganztagesgesamtschule Mümmelmannsberg in Hamburg gewechselt war, begann zu schreiben.

    Eigentlich war es eine Rückkehr, denn der Leidenschaft fürs Geschichtenerzählen war sie schon als kleines Kind verfallen. „Meine ersten beiden Geschichten habe ich als Fünfjährige auf Butterbrotpapier verfasst“, erzählt Boie. „GISULA UNT DER BRANT“ und „GISULA BEI DIN TIREN“ nannte die Kleine sie. Rechtschreibung lernte Kirsten ja erst später.

    Boies erstes Buch, „Paule ist ein Glücksgriff“, wurde tatsächlich ein Glücksgriff – beim Hamburger Verlag Friedrich Oetinger war man begeistert. Eine Familiengeschichte, in der Paule adoptiert wird – wie Boies Sohn, der in jenem Jahr eine ebenfalls adoptierte Schwester bekam. Das Jugendamt hatte zwar die Aufgabe ihrer Arbeit verlangt, dafür aber ersann sie nun eine Geschichte nach der anderen – ob die „Möwenweg“-Kinder, „Lena“, „Linnea“, „Juli“, „Der kleine Ritter Trenk“ oder Meerschweinchen „King-Kong“. „Verflixt – ein Nix!“ ist bei Boie ein echter Seejungmann, der plötzlich im Eimer eines Jungen sitzt. Älteren Kindern erzählt sie in „Skogland“ von einem bedrohten Königreich, in „Der Prinz und der Bottelknabe“ über soziale Unterschiede. In jeder der Figuren stecke etwas von ihr selbst, sagt die Schriftstellerin, vor allem in Karin, der Hauptdarstellerin ihres jüngsten Werkes, „Ringel Rangel Rosen“.

    Der Jugendroman beginnt im Sommer 1961, Karin ist nur ein wenig älter als das Mädchen Kirsten damals und erlebt die Hamburger Sturmflut von 1962 hautnah mit. Angst, dass ihr mal die Ideen ausgehen könnten? „Eine Zeit lang habe ich mal gedacht: Wie lange kann das noch gut gehen? Aber ich schreibe immer noch so gerne und habe immer noch so viele Einfälle, dass ich eher denke: Das werde ich gar nicht alles schreiben können!“ Auch wenn sie sich bisweilen recht unlustig zum Schreiben aufraffen muss. „Sobald ich aber erst mal nachgelesen habe, was ich am Vortag geschrieben habe, habe ich wieder Spaß dran.“

    Jeden Morgen spätestens acht Uhr sitzt die preisgekrönte Autorin vorm Laptop. „Dann schreibe ich etwa drei Stunden, danach brauche ich dringend eine Pause“, erzählt die Frau, die über ihren 60. Geburtstag nicht gerade jubelt, sondern ehrlich bekennt: „Ich wünschte, ich würde 40!“ Denn: „Das, was vor einem liegt, ist einfach nicht mehr so ganz furchtbar viel“, meint Boie, die schon als kleines Mädchen Kinderbuchautorin werden wollte. „Es ist schön zu erleben, dass Texte bei Kindern wirklich noch etwas auslösen. Bis bei uns Erwachsenen dagegen ein Buch mal wirklich noch etwas anstößt oder uns ganz tief berührt, muss schon viel passieren.“

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