Ernst Toller könnte einem zum Seelenverwandten werden: Die orthodoxen Linken hielten den durch seine Kriegserfahrungen radikal desillusionierten Künstler für einen Verräter, die Rechten denunzierten ihn als Bolschewisten. Auch später steckten ihn Dogmatiker jeglicher Couleur in die jeweils passende Schublade. Hätten sie sein während mehrjähriger Festungshaft 1922 geschriebenes Hauptwerk „Hinkemann“ – jetzt in den Meininger Kammerspielen zu sehen – verstehen wollen, würden sie erkannt haben, was ihm am Allerwichtigsten war: Dem Schwächsten der Gesellschaft eine Stimme zu geben – dem „namenlosen Proleten, von dem kein Ruhmesbuch meldet, keine Revolutionsgeschichte, kein Parteilexikon“.
Meiningen