30 Jahre nach dem „Skandal im Sperrbezirk“ hat die Spider Murphy Gang zwar die Hitparaden längst verlassen, als Live-Band zieht sie aber immer noch Tausende an. Im Vorfeld zweier Auftritte in Wiesthal (23. Juli) und Distelhausen (5. August) erzählt Bandgründer Günther Sigl, warum bayerischer Rock 'n' Roll nach wie vor so viel Spaß macht – und wie Chuck Berry die Band adelte.
Frage: Der Tourneeplan der Spider Murphy Gang ist prall gefüllt. Konzerte, Feste, 20 000 Fans beim Münchner Königsplatz-Open-Air. Sind die Spiders als Live-Band vielleicht sogar angesagter denn je?
Günther Sigl: Kann man fast so sagen. Ich habe das Gefühl, dass wir nach wie vor sehr gut angenommen werden, quer durch alle Schichten und Altersgruppen. Wohl, weil wir immer eine Live-Band waren und sind. Wir haben ja in München als Kneipenband angefangen. Nach unseren Erfolgen in den 80er Jahren und der großen Zeit der Neuen Deutschen Welle, da hatten wir schon eine schwere Zeit. Umbesetzungen, weniger Plattenverkäufe, da muss man wieder vom Olymp runtersteigen. Aber wir sind immer da hin, wo das Publikum war. Es war ja nie unser Ziel, Popstars zu sein, wir wollten nie auf die Titelseite der „Bravo“ kommen. Wir waren immer eine Live-Band, und das sind wir auch heute noch.
Wie viele Shows spielt die Spider Murphy Gang in diesem Jahr?
Sigl: Gut 80 Auftritte. Die Tour mit Status Quo lief super, wir waren in Hannover, in Berlin, überall mit guten Kritiken. Aber wir spielen ja auch in den kleinsten Gemeinden, im Bierzelt, beim Feuerwehrjubiläum. Da sind dann auch mal 3000 Leute im Zelt, und in der ersten Reihe Kinder und Jugendliche, und alle singen mit. Das ist das, was wir von Beginn an machen wollten: die Leut' unterhalten und selber Spaß dabei haben.
Was wollen die Fans live hören? Altes oder auch Neues?
Sigl: Die Leute wollen schon die alten Sachen hören, das ist klar. Aber auch Songs, die keine so großen Hits waren, aber tolle Live-Kracher sind, wie zum Beispiel „Autostop“. Da wird gesungen und geklatscht.
Was macht Günther Sigls Soloprojekt „Habe die Ehre“?
Sigl: Das ist etwas Leiseres, da spiele ich in kleineren Läden. Es ist ein Nebenprojekt, das entspannt neben der Spider Murphy Gang läuft. Ich kann ja aus musikalischen Einflüssen von fünf Jahrzehnten zehren.
Ihr gehört zu den wenigen Musikern, die auf der Homepage von Chuck Berry einen Link erhalten haben. Ein rockiger Ritterschlag! Kann man Rock 'n' Roll außer auf Englisch und Bayerisch eigentlich auch hochdeutsch singen?
Sigl: Persönliche Themen kann man einfacher in Bayerisch machen. Lieder wie „Mit am Frosch im Hals und Schwammerl in die Knia“, das geht nur in Mundart, und der bayerische Dialekt passt einfach besser zum Boogie und zum Shuffle. Andere Themen, wie „Skandal im Sperrbezirk“ oder „Wo bist du?“, da hat sich die hochdeutsche Sprache besser angeboten, auch wenn viele den Unterschied gar nicht bemerken.
Gibt es denn eine neue bayerische Welle? Claudia Koreck oder Stefan Dettl sind ja täglich im Radio zu hören.
Sigl: Die neue bayerische Welle ist eine schöne Entwicklung, es gibt da super Gruppen.
Hat denn handgemachter Rock 'n' Roll überhaupt noch eine Zukunft, bei der Vielzahl von Casting-Shows und YouTube-Clips?
Sigl: Ja, auf jeden Fall. Ich würde das Casting auch gar nicht so negativ sehen. Früher, in den 60ern, da hat es auch schon Bandwettbewerbe gegeben.
34 Jahre Rock 'n' Roll. Wie lange wird es die Spider Murphy Gang noch geben oder anderes gefragt: Was erwartet uns zum 50. Geburtstag der Band?
Sigl: Wir würden gerne in München im Englischen Garten auftreten, am besten vor 100 000 Leut', so wie die Rolling Stones damals im Hyde Park. Wir haben schon mal am Chinesischen Turm gespielt, aber da sind so viele gekommen, das konnte wegen Sicherheitsbedenken nicht wiederholt werden. Aber so was wäre zum 50. Geburtstag natürlich toll. Vorausgesetzt, dass wir alle gesund bleiben, und dazu muss der Barny vielleicht doch mal mit dem Rauchen aufhören.
Der Günther Sigl und sein langjähriger Bandpartner, der Gitarrist Barny Murphy, sind München immer treu geblieben. Hat es Euch nie gereizt, auch mal woanders zu leben?
Sigl: Nein, das kann ich mir gar nicht vorstellen. Ich stamme zwar aus Schongau, lebte aber in meiner Jugendzeit lange in Karlsruhe. Erst ab 1967 kam ich dann nach München, und da war Schwabing natürlich unser Revier. Da hat sich vieles auch in Songs niedergeschlagen. Ich kann jetzt wohl behaupten, Münchner zu sein, auch wenn ich nicht mehr in der Stadt, sondern etwas außerhalb wohne.
Stimmt es, dass Barny Murphy und Günther Sigl nach wie vor enge Freunde sind und mit ihren Familien eng beieinander wohnen?
Sigl: Ja, wir wohnen immer noch über die Straße. Aber je näher man zam'wohnt, desto weniger sieht man sich. Aber neben den vielen Tagen auf Tour sehen wir uns immer wieder auch mal privat.
Am 23. Juli seid Ihr in Wiesthal im Spessart, am 5. August in Distelhausen beim Brauerei-Open-Air. Sind das mehr Konzerte oder Partys?
Sigl: Ich würde das gar nicht so trennen. Unser Unplugged-Programm, das hat Konzertaufbau, da spielen wir ja auch im Theater, da sitzt das Publikum, das sind mehr Konzerte. Aber bei unseren normalen Auftritten, da machen die Leute Party, da gehört die Stimmung dazu.
Günther Sigl
Sänger, Bassist, Texter und Komponist der Spider Murphy Gang. Am 8. Februar 1947 geboren, wählte er nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann 1971 den Weg in die Profimusik. Nach Engagements in Beatbands gründete er mit Gitarrist Gerhard Gmell („Barny Murphy“) und zwei anderen Musikern die Spider Murphy Gang. Das Erfolgsrezept hieß Rock 'n' Roll mit bayerischen Texten, die Band konnte zahlreiche Hits landen („Skandal im Sperrbezirk“, „Schickeria“). Sigl tourt nach wie vor mit der Spider Murphy Gang, die als Live-Band erfolgreich in ganz Deutschland unterwegs ist. Vorverkaufsstellen für das Konzert in Wiesthal am 23. Juli sind die Sparkasse Mainfranken, die Raiffeisenbanken Main-Spessart oder www.adticket.de; weitere Informationen unter www.tsv-wiesthal.de
Karten für das Distelhäuser Sommer Open Air am 5. August gibt es bei Ticketservice Mainfranken 0 18 01-05 25 2 (3,9 Cent/Minute aus dem Festnetz der Deutschen Telekom, Mobilfunk max. 42 Cent/Minute) und in den Geschäftsstellen der Mediengruppe Main-Post in Würzburg, Kitzingen, Marktheidenfeld sowie unter www.distelhaeuser.de/openair