Sieben Jahre soll das Unternehmen von Mark Knopfler und Emmylou Harris gedauert haben, bis beider Album "All The Roadrunnig" fertig war. Damit sind der 56-jährige Schotte und die drei Jahre ältere Südstaatlerin aus Alabama derzeit in den Metropolen dieser Welt unterwegs. Bei ihrem Auftritt in der Frankfurter Festhalle, einem von nur zweien in Deutschland, verteilen sie erst einmal tüchtig Komplimente an sich selbst, aber auch an die in der Tat ausgezeichnete Begleit-Band, ehe sie loslegen. Als seien die beiden Grauhaarigen ein altes Ehepaar, symbolisiert durch zwei ineinander verschlungene Ringe aus farbigem Licht über ihren Köpfen, erzählen sie über das Leben, nicht nur im Wilden Westen, sondern von der Wiege bis zur Bahre.
Nun hat Mark Knopfler nie von sich behauptet, dass er singen könne, und wenn er dann halt doch im Alleingang singt, klingt es, als habe der Zahn der Zeit noch mehr an seiner Stimme genagt. Dafür hat Emmylou Harris Ausdruckskraft für zwei. Und gemeinsam zogen sie der Zeit den Zahn. Es dauert etwas, bis klanglich alles stimmt in der bekannt heiklen Akustik der Frankfurter Festhalle. Doch dann gehen sie ab, die Gitarren-Gewitter, die dreckigen Bass-Riffs, die fast schon durchgeknallte Arbeit des Schlagzeugers, die langen Soli von Mark Knopfler - sensationell.
Die Liebe zweier Verbrecher
Natürlich zitieren beide aus früheren Werken, die sie jetzt gemeinsam vortragen, wie "So far away" von den Dire Straits oder Titel aus Knopflers Solo-Album "Shangri-La", während Emmylou Harris Material aus "Red Dirt Girl" beisteuert. Aber die beiden finden sich eher zusammen bei neuen Liedern wie den Balladen "If this is goodbye" und "Beachcombing" oder den rockigen Stücken wie "It is us" und "Belle Starr", einem Lied, das zwei historisch verklärte Verbrecher-Gestalten sich in Liebe vereinen lässt.
Belle Starr war eine gewaltsam zu Tode gekommene Räuberin (1848 - 1889), die gesagt haben soll: "You can be my Jesse James". Der hat angeblich Eisenbahnen überfallen und wurde 1882 hinterrücks erschossen. Getroffen haben sich die beiden in Wirklichkeit nie.
Nach 18 Stücken in 110 Minuten ohne Pause werden die begeisterten Zuhörer - die meisten von ihnen grauhaarig wie das Künstlerpaar - entlassen mit dem Dire-Straits-Seelensatreichler "Why worry?" Warum sich Sorgen machen? Eigentlich wahr, so lange es noch solche Konzerte gibt.