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WÜRZBURG: Der Bruder aus dem Sauerland

WÜRZBURG

Der Bruder aus dem Sauerland

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    Friedrich Merz war bis vor wenigen Jahren die große Hoffnung der CDU. Als schneidiger Neoliberaler tituliert, sorgte er zu Zeiten der rot-grünen Koalition für Schlagzeilen – etwa mit seinem auf einen Bierdeckel gekritzelten Vorschlag für ein vereinfachtes Steuersystem.

    Dann der plötzliche Knick: Merz überwarf sich mit seiner Partei, zog sich aus dem Amt als stellvertretender Fraktionsvorsitzender zurück und erklärte im Februar dieses Jahres gar, dass er bei der Bundestagswahl 2009 nicht mehr antreten wolle. Das Ende einer politischen Karriere.

    Ein begehrter Redner aber ist Merz noch immer. So war es nur ein bisschen erstaunlich, als „Helene Steinruck – Immobilien & Kapitalanlagen“ aus Würzburg zu einer Veranstaltung zum Thema Altersvorsorge einlud. Gastredner: Friedrich Merz.

    Den Anfang macht Helene Steinruck. Kompetent und rhetorisch hochprofessionell stellt sie die Vorteile einer vermieteten Immobilie als Altersvorsorge dar – wenn die Lage stimmt. Dieses Makler-Credo betont sie immer wieder. Ihre Tipps: Berlin, Potsdam, Leipzig – hier kämen (noch) niedrige Kaufpreise und langfristig steigende Nachfrage, ergo Mieten, perfekt zusammen. Merz sitzt, immer wieder zustimmend nickend, in der ersten Reihe. Dann lässt Helene Steinruck die Katze aus dem Sack. Friedrich Merz, sagt sie mit erstmals leicht belegter Stimme, sei ihr Bruder. Beide seien sie im sauerländischen Brilon geboren. Und dies hier in Würzburg sei ihr erster gemeinsamer öffentlicher Auftritt. Raunen unter den rund 100 Gästen.

    Nun ist Merz dran. Die gesetzliche Rente werde vielen künftig nicht mehr reichen, private Altersvorsorge tue Not. Er plädiere daher für eine neue Aktienkultur, diese Anlage bringe „langfristig immer noch die beste Rendite“. Und auch die REITs, die neuen Immobilienaktien, seien gerade für „den gehobenen privaten Anleger eine interessante Alternative“. Überhaupt, so Merz, müssten die Deutschen endlich lernen, langfristig zu sparen. Und: „Es wird Sie überraschen, das von mir zu hören, aber die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander – das kann noch zu großen Problemen führen“.

    Zum Schluss fragt ein Gast Helene Steinruck, ob sie künftig immer ihren Bruder mit dabei habe. Nein, meint der lachend, „das müsste ich ja als Nebentätigkeit anmelden“.

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