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BERLIN: Erste Erfahrungen mit der Gesundheitsreform

BERLIN

Erste Erfahrungen mit der Gesundheitsreform

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    Erste Erfahrungen mit der Gesundheitsreform
    Erste Erfahrungen mit der Gesundheitsreform

    Was hat sich bewährt?

    Seit 1. April 2007 müssen die Krankenkassen ehemalige Mitglieder wieder aufnehmen, die aus unterschiedlichsten Gründen ihren Versicherungsschutz verloren haben. Verbraucherschützer sehen darin eine sinnvolle Regelung, auch wenn sich die großen Erwartungen nicht voll erfüllt haben. Nach Schätzungen des Gesundheitsministeriums sollten so bis zu 400 000 Menschen wieder zu einem Versicherungsschutz kommen. Aktuell sind es etwa 214 000.

    Wie profitieren die Patienten?

    In bestimmten Bereichen führte die Gesundheitsreform zu zusätzlichen Leistungen. Beispielsweise für die Versorgung unheilbar Schwerstkranker, die mit Hilfe von Spezialisten nun auch zu Hause erfolgen kann. Zugleich bezahlen die Kassen mehr Impfungen. Auch Eltern-Kind-Kuren werden von den Kassen getragen.

    Wurden auch Leistungen gekürzt?

    Ja. Kommt es nach einer Schönheitsoperation, einer Tätowierung oder bei Piercings zu Komplikationen, müssen die Betroffenen die Kosten nun ganz oder zum Teil selbst tragen. Generell gilt: Bei allen Patienten, die womöglich besonders teure Arzneimittel benötigen, ist eine ärztliche Zweitmeinung für die entsprechende Verordnung erforderlich. Außerdem müssen chronisch Kranke regelmäßig an Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen. Tun sie das nicht, verdoppelt sich die Belastungsgrenze bei den Zuzahlungen auf zwei Prozent ihres Einkommens.

    Werden Wahltarife angenommen?

    Offenbar eher zögerlich, sagen Experten. Was vorher nur für die privaten Kassen galt, nämlich Beitragsnachlässe oder Tarife für besondere Leistungen, sollte mit der Reform auch die gesetzliche Versicherung attraktiver machen. Doch bei den meisten Tarifoptionen profitieren fast nur gesunde Mitglieder. Hinzu kommt, dass sich die Versicherten mit einem Wahltarif drei Jahre an ihre Kasse binden. Das übliche Kündigungsrecht bei Beitragserhöhungen entfällt in dieser Zeit.

    Wo gibt es Probleme?

    Trotz aller Sparmaßnahmen steigen die Ausgaben für Arzneimittel wieder spürbar an. Laut Apothekerbranche lagen die Kosten für Salben und Pillen im Februar um fast zehn Prozent höher als im gleichen Vorjahresmonat. Verantwortlich dafür sei die deutlich gestiegene Anzahl von Verordnungen. Dabei profitieren Patienten von preiswerten Mitteln: Bei bestimmten Präparaten entfällt für sie die Zuzahlung.

    Wie steht es um den Beitragssatz?

    Auch das ist ein wunder Punkt der Reform. Die meisten Kassen haben im Vorjahr ihren Beitrag erhöht. Einen weiteren Schub gab es Anfang 2008. Dadurch ist der durchschnittliche Beitragssatz inzwischen auf 14,9 Prozent vom Bruttolohn gestiegen. Fachleute gehen davon aus, dass er mit Blick auf den Gesundheitsfonds weiter anziehen wird.

    Wovon hängt der Beitrag ab?

    Der Gesundheitsfonds beeinflusst die Beitragsentwicklung indirekt mit: Ab 2009 gilt für alle gesetzlichen Kassen ein staatlich verordneter Einheitsbeitrag, der die Ausgaben zunächst komplett abdecken soll. Dies kann nur bedeuten, dass heute noch preiswerte Kassen teurer werden und Kassen mit besonders hohen Beiträgen billiger. Kommt eine Kasse nicht mit ihrem Geld aus dem Fonds hin, muss sie einen Zusatzbeitrag erheben. Deshalb dürfte manche Kasse in diesem Jahr noch ein Polster anlegen. Auch dadurch könnte der Durchschnittsbeitragssatz steigen.

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