In der Rangliste der Pressefreiheit, die "Reporter ohne Grenzen" veröffentlicht, belegten die USA im Jahr 2018 Platz 45. Hinter Burkina Faso, Ghana oder Surinam. US-Präsident Donald Trump hat in seiner bisherigen Amtszeit mehr als 10.000 falsche und irreführende Behauptungen verbreitet, ließ Journalisten von Pressekonferenzen ausschließen. Der Begriff "alternative Fakten" ist eine Erfindung der Trump-Administration. Dass nun ausgerechnet die Vereinigten Staaten Deutschland (Platz 15 der Pressefreiheitsliste) bei der Nachhilfe in Sachen Fake-News-Bekämpfung unter die Arme greifen will, ist vor diesem Hintergrund mindestens skurril. Und sicher auch fragwürdig.
Wenn die USA hier große Summen investieren, verfolgen sie auch ein Ziel: Ihre Sicht auf die Welt soll vermittelt werden. Das sollten die Empfänger dieser Gelder nicht vergessen. Im Zweifel gilt: Wer zahlt, schafft an. Es stimmt, dass insbesondere Russland strategisch Fake News im großen Stil verbreitet. Dagegen vorzugehen, zum Beispiel, indem man erklärt, wie man vertrauenswürdige von nicht vertrauenswürdigen Quellen unterscheiden kann, ist begrüßenswert. Doch wo würde eine US-Vertretung in Deutschland ihren Präsidenten einordnen? Ist Trump nach deren Lesart eine vertrauenswürdige Quelle? Derlei Fragen weicht man aus. Es liegt die Interpretation nahe, dass es den USA nicht in erster Linie um die Verteidigung von Wahrheit und Pressefreiheit geht, sondern um die strategische Bekämpfung eines Gegners.