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Oh, O'Leary! Geht's noch?

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Oh, O'Leary! Geht's noch?

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    Michael O'Leary blödeltsich schon mal durch Interviews.
    Michael O'Leary blödeltsich schon mal durch Interviews. Foto: Bernd von Jutrczenka (dpa)

    Michael O?Leary spielt den Clown, aber er ist kein Clown. Der Chef des irischen Billig-Fliegers Ryanair machte lange seine derben, oft geschmacklosen Späßchen, damit über ihn und die Airline möglichst viel geredet wird. Seit rund 25 Jahren funktionierte das O?Leary-Prinzip des Marketings by Blödsinn. Der 57-Jährige hat früh verstanden, wie Medien funktionieren. So ist er mal im Kostüm einer Reinigungskraft auf einem Termin aufgetreten, fuhr mit einem Panzer als Kämpfer für niedrige Preise vor die Firmenzentrale des Konkurrenten Easyjet, spekulierte über Toilettengebühren oder Stehplätze für Flugzeuge.

    Als der mit einer Bankerin verheiratete Ire auch noch ausplauderte, mit seiner Frau erst wieder mehr Zeit verbringen zu wollen, wenn die eher lästigen gemeinsamen vier Kinder groß seien, fragte sich sicher mancher: Ist O?Leary nur ein Macho mit einer Schwäche für schlechte Witze oder leidet er unter tiefer gehenden Problemen? Schließlich beschimpft der Manager Umweltschützer: Wenn man sie erschießen dürfte, könnte man die Umwelt am besten schützen; schließlich wollten die Ökologen das Fliegen so teuer machen, dass es wieder ein Privileg für Reiche werde. Das gipfelt in Ignoranz und Arroganz: „Umwelt interessiert mich einen Dreck.“

    Oh, O?Leary! Geht?s noch? Fest steht: Der kalkulierende Provokateur handelt meist aus einem schnöden Motiv, schließlich hat er Betriebswirtschaft studiert: Er will Marktanteile durch Kosten-Drücken ausweiten. Das Prinzip hat der Grimassenschneider inhaliert. So räumte O?Leary ein, der Ryanair-Marketing-Etat müsse enorm wachsen, wenn er abtrete. Das könnte in den nächsten Jahren der Fall sein. Denn der Chef hat den Laden nicht mehr so im Griff wie früher. Schon im vergangenen Jahr gab es wegen schlechter Planung Flugausfälle in großem Stil. Längst sitzen O?Leary die von ihm verachteten Gewerkschaften im Nacken. Es geht um mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen. Streiks lähmen die Airline. Der Ryanair-Chef reagiert auf die neuen Zeiten mit einer erstaunlichen Wandlung zum Halb-Softie. Er schneidet zwar noch Grimassen, sagt aber weniger Böses und kokettiert damit, es breche bald die Zeit langweiligerer Ryanair-Chefs an.

    Wenn es so weit ist, hat O?Leary mit einem geschätzten Vermögen von gut 350 Millionen Euro reichlich Freiraum: Er besitzt ein Gut in der Nähe von Dublin. Dort lässt der Manager erfolgreich Rinder und Pferde züchten. Kaum etwas, sagte er, berühre ihn so, als wenn ein Kalb zur Welt komme. Für ihn ist es wichtig, dass seine Kinder in der Natur aufwachsen. Vielleicht wird aus O?Leary noch ein Umweltschützer, wenn der Kerosinpreis nicht mehr so wichtig ist. Foto: dpa

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