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MAINFRANKEN: Was wir aus dem Edeka-Knall lernen

MAINFRANKEN

Was wir aus dem Edeka-Knall lernen

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    Edeka (Symbolfoto).
    Edeka (Symbolfoto). Foto: dpa

    Es war eine der schillerndsten Schlagzeilen der vergangenen Tage: Edeka wirft 160 Nestlé-Produkte aus seinen Regalen. Der wie eine Genossenschaft organisierte Lebensmittelriese aus Hamburg will damit dem weltweit größten Nahrungsmittelanbieter mit Sitz in der Schweiz die Stirn bieten. Grund des Zoffs sind die in der Branche eh schon knallharten Preiskämpfe zwischen Händlern und Lieferanten.

    Doch wir Verbraucher müssen das nicht so heiß essen wie es gekocht wird. Denn man darf Experten glauben, die den Knall dieser Woche eher als PR-Strategie von Edeka sehen. Auf den ersten Blick passt da das Sprichwort „Was juckt es die Eiche, wenn sich der Eber an ihr reibt?“ Nestlé ist ein Gigant, eines der größten Unternehmen dieses Erdballs und ein absoluter Bestimmer, was wir alle so täglich essen und trinken. Edeka hingegen ist zwar auch nicht klein, aber nur in Deutschland vertreten.

    Eigenmarken sind stark im Kommen

    Freilich ist klar, dass Edekas Schuss vor Nestlés Bug die Schweizer zumindest aufhorchen lässt. Wehret den Anfängen, wird man sich in der Konzernzentrale in Vevey sagen. Schon deshalb, weil sich Edeka im Einkaufsverbund Agecore mit Coop und anderen zusammengetan hat. Dennoch: Es wird nun ein bisschen weiteres Geplänkel geben, dann einigen sich beide Seiten irgendwie – und alles läuft weiter wie bisher. Das war schon 2015 so, als sich Real mit einigen seiner Lieferanten um die Konditionen zankte. Nestlé hat im Streit mit Edeka ja gleich schon in dieser Woche Signale des Entgegenkommens gesendet.

    So oder so: Wir Verbraucher können gelassen bleiben. Denn wenn wir in diesen Tagen bei Edeka die Maggi-Flaschen oder den Nescafé nicht mehr bekommen, dann eben woanders. Oder wir greifen im Regal einfach an einer anderen Stelle zu – was Otto Normalverbraucher sowieso schon gerne tut: bei den Eigenmarken. Bei Edeka heißen sie zum Beispiel „Gut & günstig“, bei Rewe „ja!“ oder bei Aldi „Tandil“. Diese Produkte sind mit Markenwaren oft gleichwertig, aber günstiger. Mit der Folge, dass die Nachfrage nach „ja!“ und Co. gestiegen ist. 94 Prozent der Kunden greifen mittlerweile für den täglichen Bedarf zu solchen Handels- oder Eigenmarken, hat die Hamburger Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG schon vor zwei Jahren in einer Kundenumfrage herausgefunden. Das Sortiment mit den Eigenmarken werde für die Händler immer wichtiger. Acht von zehn Kunden stuften Handelsmarken als ebenso gut ein wie Markenprodukte, weiß KPMG.

    Wenige Konzerne auf der Welt kontrollieren fast alles

    Coop hat im aktuellen Preiskampf mit Nestlé hier gleich angesetzt: Wer Nestlé-Markenprodukte vermisse, könne ja jetzt auf die „guten und preislich attraktiven“ Eigenmarken von Coop zurückgreifen, ist als Hinweis an die Kunden zu lesen. Dass wir Kunden gelassen bleiben können, ist freilich nur eine Seite der Medaille. Die andere: Was wir in den Supermärkten an Lebensmitteln und sonstigen Dingen des täglichen Bedarfs einkaufen, geht im Kern auf acht bis zehn globale Konzerne zurück. Nestlé ist einer davon. Die anderen heißen zum Beispiel Unilever, Coca Cola oder Procter & Gamble. Ihre Marken durchziehen unser Leben – und oft ist den Kunden das gar nicht klar.

    Natürlich kann man sein Gemüse beim Biobauern aus der Region kaufen, das Fleisch beim kleinen Metzger des Vertrauens ein paar Ecken weiter. Das ist zweifellos auch zu empfehlen. Doch Regio und Bio sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir immer noch eine Massengesellschaft sind, in der es das herkömmliche Waschmittel oder die Standard-Zahnpasta eben nun mal vorrangig im Supermarkt gibt. Und da wären wir wieder bei der Handvoll Konzerne.

    Was lernen wir Verbraucher also aus dem Edeka-Knall? Dass wir auf den ersten Blick nichts ändern. Dennoch gibt es mit Regio, Bio und ähnlichen Alternativen Wege der kleinen Schritte. Denn am Ende entscheidet immer noch der Kunde.

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