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Das Geheimnis um einen Landtagsabgeordneten auf dem Gruppenfoto von einer Ehrung

Leseranwalt

Das Geheimnis um einen Landtagsabgeordneten auf dem Gruppenfoto von einer Ehrung

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    Manche Volksvertreter sind anscheinend überall. Bilder können diesen Eindruck vermitteln. Der ist nachvollziehbar. Gerade bei Abgeordneten muss doch das Motto gelten: Nach der Wahl ist vor der Wahl.

    Dieser Umstand ist auch für Redaktionen eine Herausforderung. Ein Foto in einem Lokalteil hat mich daran erinnert: Zwei Personen erhalten vom örtlichen Bürgermeister Verdienstmedaillen des Verdienstordens der Bundesrepublik. Auf dem dazu gestellten Foto sind diese drei zu sehen und genannt. Aber weitere drei abgebildete Personen bleiben unerwähnt. Identifizieren lässt sich dennoch ein freundlich dreinschauender, hinreichend bekannter Landtagsabgeordneter. Warum aber ist er auf dem Bild? Was hat er mit der Ehrung zu tun? Haben das die Ausgezeichneten gewünscht? Der Beitrag lässt keine Begründung erkennen.

    Es ist kein Geheimnis, dass Beteiligte ihre Festlichkeiten aufgewertet sehen, wenn ihr Prominente beiwohnen – und seien es Abgeordnete. Aber nicht alle müssen – wie es auch schon vorgekommen ist –, aufgestellt in Reih und Glied, das Zeitungsbild bevölkern. Die Personen oder die Ereignisse, um die es geht, sollten die Aufmerksamkeit möglichst ungeteilt erhalten.

    Die Mobilität einiger Abgeordneter, die auf vielen Hochzeiten tanzen, weil man sie dort erwartet, stelle ich nicht infrage. Ergebnisse ihrer Arbeit werden aber nicht mit veröffentlichten Fleißbildchen gemessen.

    Grundsätzlich sind Leute, die ungebeten vor der Kamera erscheinen, eine Plage für Journalisten, die sie wieder wegkomplimentieren müssen. Im vorliegenden Fall hat aber die Pressestelle der Kommune das Bild gemacht und vielleicht den Abgeordneten sogar dazu gestellt. Ein anderes Foto stand der Redaktion nicht zur Verfügung. Zur Selbstkritik gehört, dass gestellte Gruppenfotos selten schön sind, aber oft unvermeidlich. Wenn darauf nur wenige Personen sitzen oder stehen, dann sollten sie alle genannt werden. Das hat die Redaktion bei dem Auszeichnungsfoto versäumt. Leser erwarten Klarheit, auch über die Zusammenstellung der Personen, wenn die Fotos nicht für sich alleine sprechen.

    Den freundlichen Abgeordneten, den nenne ich auch hier nicht. Denn nicht er und nicht die Pressestelle, sondern die Redaktion alleine verantwortet die Foto-Veröffentlichung.

    Ich weiß, dass nicht nur Personen, die wie „blinde Passagiere“ aus Bildern gucken, von Lesern selbst entdeckt werden. Wiederholt meldeten die sich auch genervt, weil ihnen dieselben Köpfe zu häufig in ihrer Zeitung begegneten. Sie mögen auf Bildern keine Abonnement-Gäste wie in bekannten TV-Talk-Shows.

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