Als Manipulationsjournalismus der übelsten Art empfindet ein Leser den Bericht über den Absturz des amerikanischen Kampfjets A-10 Thunderbold bei Laufeld in der Eifel (Ausgabe 4.4.: „Warzenschwein“ stürzte ab). Er wirft der Redaktion vor, sie habe einzig und allein deshalb darüber eine „Riesenstory“ produziert, um „Angst und Verunsicherung in der Bevölkerung zu erzeugen und Stimmung gegen das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld zu machen“. Die Ortsangabe vor dem Beitrag, Grafenrheinfeld/Laufeld verlege den Absturzort nach Grafenrheinfeld.
Sieht man über weitere Unterstellungen in seinem Brief hinweg, spricht der Leser einen Aspekt der Nachrichtenbewertung an, der eine nähere Betrachtung verdient. Solche Ereignisse in entfernten Regionen werden bei uns normalerweise auf Nachrichtenseiten in geringem Umfang gemeldet. Das ändert sich aber immer dann, wenn durch vergleichbare Umstände eine Relevanz für die eigene Umgebung entsteht. So ist es mit dem Absturz jenes Kampfjets in der Eifel. Denn genau dieser Kampfjet-Typ übt auch bei uns und das speziell in der Nähe des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld (KKG). So kann die Redaktion hier von hohem öffentlichen Interesse an diesem Absturz ausgehen, zumal ja auch die Sicherheit von Kernkraftwerken nach der Katastrophe von Fukushima/Japan die Diskussionen in unserem Lande bestimmt. Viele Menschen sehen in den Übungsflügen der Jets eine Gefährdung für das KKG und für sich. Was im Unglücksfall, so unwahrscheinlich der eingestuft werden mag, daraus entstehen kann, hören, sehen und lesen wir häufig aus Japan. Es geht uns nahe.
Anrufe in der Redaktion ließen deshalb schon vor dem Absturz erkennen, dass Menschen wegen der Übungsflüge ums Kraftwerk besorgt sind. Aus alledem erwächst eine journalistische Verpflichtung, Umstände des Unglücks in der Eifel, auch wenn es keine Opfer gefordert hat, zu beleuchten. So waren am 4.4. umfangreich und sachlich Eigenschaften des Kampfjet-Typs, der als „Warzenschwein“ bezeichnet wird, erklärt, dazu auch besondere Gefährdungen, die von ihm ausgehen können.
Angesichts der Umstände kann eine gut recherchierte und ausführliche Berichterstattung keine Manipulation, also kein gezielter oder verdeckter und damit unseriöser Versuch einer Einflussnahme auf die Leserschaft sein.
Die Ortsmarke vor dem Beitrag verlegt nicht das Unglück. Sie soll für die Grafenrheinfelder inhaltliche Relevanz zu erkennen geben. Die bleibt, solange es Übungsflüge gibt, die vielen Menschen nahegehen.