Zu dieser Auffassung kann kommen, wer an die heftigen Proteste aus islamischen Staaten gegen Karikaturen denkt. Sie zeigten 2005 den Propheten Mohammed unter anderem in Form einer Bombe mit brennender Lunte. Das war damals satirische Reaktion auf islamistische Selbstmord-Attentate.
Selbstmord-Attentate verurteilen Journalisten immer. Abzuraten ist aber davon, damit den von Muslimen am meisten verehrten Propheten direkt zu belasten. Das betrifft einen Glaubensgrundsatz, zumal Mohammed auf der Karikatur das Glaubensbekenntnis bei sich trug.
Die satirische Zeichnung zum Konklave tastet nicht den Glauben an, selbst wenn es Katholiken gibt, die sich in ihren Gefühlen verletzt sehen. Das bleibt nie aus bei Meinungsbeiträgen. Als solche sind im Rechtsverständnis von Demokratien die genannten Karikaturen zu vertreten. Vor dem Hintergrund ethischer Regeln, die Schmähungen religiöser Überzeugungen verbieten, kann das bei den Mohammed-Karikaturen anders bewertet werden. Unwahrscheinlich ist es ohnehin, dass eine heilsame Wirkung unter potenziellen Attentätern erzielt wird, wenn sie in einer Bombe ihren wichtigsten Propheten erkennen. Auch die Masse friedlicher Muslime kann damit ihren Glauben geschmäht sehen.
Unser Land betrachtet sich gerne als Teil des aufgeklärten christlichen Abendlandes. Eine grundsätzlich abwertende und abwehrende Haltung gegenüber anderen Weltreligionen ist überwunden. In mittelalterliche Feindseligkeiten mag niemand zurückfallen, auch nicht die Medien. Dass in Teheran eine Satire zum Islam wohl schwerste Bestrafung nach sich ziehen würde, darf für uns kein Maßstab sein und sollte hierzulande nicht als Argument gegen Kirchenkritik herhalten. Wir respektieren alle Religionen. Sie genießen grundgesetzlichen Schutz. Aber die Rechtsverhältnisse von Gottesstaaten wollen wir hier nicht einführen.
Zurück zur Ausgangsfrage: Ja, die Redaktion dieser Zeitung könnte sich für eine Satire zum Islam oder anderen Religionen entscheiden, aber nicht aus Proporzgründen. Ein Ereignis muss sie rechtfertigen und die Verhältnismäßigkeit muss gewahrt bleiben. Das bedarf einer intensiven Abwägung. Eine solche ist auch der viel diskutierten Konklave-Karikatur vorausgegangen.