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Sich selbst ein Bild von Kuba machen

Leserbriefe

Sich selbst ein Bild von Kuba machen

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    Zu „Man muss das Castro-Regime nicht stützen“ (17.2.):

    Wenn in ganz Lateinamerika die Kindersterblichkeit so niedrig wäre wie in Cuba, würden in dieser Region pro Jahr Hunderttausende Kinder gerettet, und seit dem Sieg der Revolution in Cuba wären es Millionen Kinder gewesen. Umkehrschluss: Hätte Kuba ein Regierungssystem wie in Jamaika, auf den Bahamas oder in der Dominikanischen Republik würden Abertausende Kubanerinnen und Kubaner heute nicht mehr leben. Heute rangiert Cuba unter den 30 Staaten mit der niedrigsten Sterblichkeitsrate bei Kindern vor Erreichung des ersten Lebensjahres (noch vor den USA). Eine stolze Bilanz für das „Castro-Regime". Also bitte etwas mehr Reflexion statt gedankenloses Nachplappern antikommunistischer Vorurteile, die einem während des Kalten Krieges eingetrichtert worden sind. Wenn man die IGFM-Webseite aufruft, findet man unter Länder nur: China, Russland und andere GUS-Staaten, Kuba, Nordkorea und Vietnam. Ist doch seltsam, dass kein einziges lateinamerikanisches Land wie z. B. Kolumbien und auch keine afrikanischen Länder auftauchen. Da gibt's anscheinend keine Menschenrechtsverletzungen. Von Guantánamo spricht Lessenthin in seinem Interview natürlich auch nicht.

    Michael Meyer, 97072 Würzburg

    Es ist erschreckend wie sich Ihre Zeitung zum Sprachrohr der IGFM macht, von der man im Internet nachlesen kann, dass sie eine Organisation ist, „deren Neutralität und Verpflichtung gegenüber dem Menschenrechtsgedanken vielfach angezweifelt worden ist." Dies beweist Herr Lessenthin auch bei seinen Ausführungen über Kuba. Während er von einem riesigen Gefangenenlager mit über 300 politischen Gefangenen spricht, nennt anmesty international nur 78 Gesinnungsgefangene. Scheinbar wurden von der IGFM da noch einige Guantánamo-Häftlinge hinzugerechnet, die komischerweise gar nicht erwähnt wurden. Ich war schon viermal in Kuba dort und von der Gastfreundschaft dieser Leute begeistert. Mir hat selbst im absoluten Privatbereich, in dem man sehr schnell eingeladen wird, niemand gesagt, dass er unterdrückt und misshandelt wird. Das es viel Polizei gibt, ist sicher richtig, aber dafür kann man in Kuba auch das Land entdecken und sich frei bewegen, dies geht aus ihrem Bericht im Reiseteil nur nebenbei hervor. In den angeblichen Alternativen wie der Dominikanischen Republik oder Jamaika kann man doch nur innerhalb einer gesicherten Hotelanlage mit Privatstrand Urlaub machen. Warum wird die Regierung der Dom.Rep. nicht ebenfalls von der IGFM kritisiert, da sie weite Teile der Bevölkerung in Armut und ohne Bildung leben lässt, während Konzerne und Regierung das Geld der Urlauber kassieren? Wegen dieser schlechten Lebensbedingungen hat die Dom.Rep. die höchste Aids-Durchseuchung von Amerika.

    Oliver Meusel, 96114 Hirschaid

    Von einem Vorstandssprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte sollte man erwarten können, dass er sich Menschenrechte betreffend nicht derart einseitig äußert. Neben politischer Meinungsfreiheit, die auch in vielen anderen Reiseländern (z. B. Türkei) leider nicht gegeben ist, gibt es auch das Recht auf Bildung und medizinische Versorgung, das auf Kuba besser verwirklicht ist, als in manchen europäischen Ländern. Aber dies kann man beim Blick durch die antikommunistisch getrübte Brille möglicherweise übersehen; genauso wie die Tatsache, dass die meisten politisch Inhaftierten auf dieser Insel menschenunwürdig behandelte Gefangene der USA in Guantanamo sind. Auch die Armut betreffend sind die USA durch ihr Handelsembargo an der Situation der Bevölkerung nicht gerade unschuldig. Trotz dieser extrem schwierigen wirtschaftlichen Lage müssen auf Kuba keine Kinder verwahrlost auf der Straße leben, wie in vielen anderen südamerikanischen Ländern. Wer sich für Kuba interessiert, sollte dorthin reisen und sich selbst ein Bild machen.

    Dr. Ruth Jägerhuber, 97204 Höchberg

    Auf Ihrer Seite „Reise“ haben Sie der IGFM eine Spalte als Sprachrohr geschenkt. Der Artikel gipfelte in den Empfehlungen entweder in der Dominikanischen Republik sein Geld auszugeben oder – wenn man schon nach Kuba reist – dort unauffällig religiöse Literatur liegen zu lassen. Nachdem sich mir erstens der Magen fast umdrehte, zweitens die Nackenhaare zu Berge stellten, nahm ich mir Zeit, im Internet nachzuforschen. Die IGFM wurde 1972 als „Gesellschaft für Menschenrechte" von Mitgliedern des Bundes russischer Solidaristen gegründet, einer Organisation aus dem Umfeld der antikommunistischen Weißgardisten, die der Kollaboration mit den nationalsozialistischen Besatzern im 2. Weltkrieg beschuldigt wurde. Zu den dokumentierten Vorwürfen gegen diese Organisation gehören etwa das Befürworten der Todesstrafe durch das prominente IGFM-Mitglied Otto von Habsburg. 1990 wandte sich die Organisation ausdrücklich gegen die Freilassung Nelson Mandelas. Hätten Sie im Internet recherchiert, dann hätten Sie dieselben Grundvoraussetzungen zur Einschätzung eines Autors erfüllt und Ihnen wäre aufgefallen, dass Sie Ihr Blatt zum Sprachrohr von (eis-) kalten Kriegern im Stile „christlicher“ – denn die Opfer sind fast immer nur Christen – Organisationen gemacht haben, die z.B. von dem menschenverachtenden Boykott seit 1959 durch die USA an Kuba nichts wissen wollen. Ich habe 1975 meine Hochzeitsreise in Kuba genossen und weiß um die Probleme. Aber die Dominikanische Republik mit einem Anteil von über 90 Prozent Katholiken als Alternative für die deutschen Eurodollars zu empfehlen, zeigt die Abgebrühtheit des Interviewten.

    Ingo Pape, 97332 Volkach

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