Dem im Zusammenhang mit der Diskussion um den geplanten Nationalpark Spessart immer wieder vorgetragenen Argument, der wesentliche Widerstand gegen das Projekt komme aus dem Lager der Säge-und Holzindustrie, muß entschieden widersprochen werden! In den bisherigen Protesten gegen den geplanten Nationalpark Spessart äußerten die betroffenen Bürger eindeutig und sehr persönlich ihre Sorge, dass ihnen ihre Heimat, wie sie sie kennen und nutzen, genommen wird, dass der Zugang zum Wald reglementiert und eingeschränkt wird. Diese Sorge ist begründet.
Dagegen wird argumentiert, derartige Ängste seien zu Beginn der Auseinandersetzung um einen Nationalpark "normal", jedoch irrational. Darüber hinaus verändere sich diese Haltung der Bürger im Lauf der Zeit und schließlich sei die Mehrheit dann doch mit einem (neu errichteten) Nationalpark zufrieden. Dies ist eine Argumentation, die die Haltung betroffener Bürger als Überreaktion abwertet und deren berechtigte und begründete Ablehnung missachtet.
Herr Detlev Drenckhahn weist sich in dem geführten Interview als Kapazität in Sachen Nationalpark aus und seine Argumente sollen überzeugen. Was nicht erwähnt wird: In vielen Nationalparks (z.B. Nationalpark Berchtesgaden) bestehen weiterhin nicht unerhebliche Konflikte um zunächst getroffene und dann zunehmend ausgehöhlte "Vereinbarungen" (z. B. Almwirtschaft). Auch habe ich bei Besuchen unterschiedlicher Nationalparks (Nationalpark Bayer. Wald und Nationalpark Wattenmeer ausgenommen, das sind Sonderfälle) von Einwohneren, die die Situation vor Errichtung des Nationalparks kannten, mitgeteilt bekommen, als welch großer Verlust die erhebliche Einschränkung des freien Zugangs zur Natur erlebt wird. Die Verlockungen ("Honigtöpfe"), die bei Errichtung eines Nationalparks von gesteigertem Tourismus ausgehen, wiegen dies nicht auf!
Der Spessart eint in seiner jetzigen Form vorbildlich Anliegen von Natur- und Artenschutz mit altem Kulturwald. Der Spessart ist auch nicht mit dem Nationalpark Wattenmeer vergleichbar und der dortigen Notwendigkeit eines "Trittsteins" für Zugvögel. In diesem Sinn können wir nur hoffen, dass die ablehnende Haltung so vieler Bürger des Spessarts gegen den geplanten Nationalpark von der Politik ernst genommen wird und der Spessart in seiner jetzigen Form für Natur-und Artenvielfalt - und für alle Menschen - erhalten bleibt!
Rita Hasan
, 97080 Würzburg