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Werneck: Planen-Schlitzer von der A 3 auf der Anklagebank

Werneck

Planen-Schlitzer von der A 3 auf der Anklagebank

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    Planenschlitzer sind auf die Ladung von Lkw aus. In Ansbach stehen jetzt vier Angeklagte vor Gericht, vor denen auch in Unterfranken kein Laster sicher gewesen sein soll.
    Planenschlitzer sind auf die Ladung von Lkw aus. In Ansbach stehen jetzt vier Angeklagte vor Gericht, vor denen auch in Unterfranken kein Laster sicher gewesen sein soll. Foto: action press

    Ihr Revier war die Autobahn A 3 zwischen Erlangen, Kitzingen, Würzburg und Aschaffenburg:  Sie klauten 104 Pirelli-Reifen, 216 KitchenAid-Maschinen, 46 Kärcher-Staubsauger und 384 Marlboro-Großpackungen: Glaubt man der Anklage, dann zwickten Marcin M. (42) und seine drei jüngeren Mitangeklagten nachts die Zollplomben von geparkten Lastern. Auch die A6 bei Lichtenau und A2 im Ruhrgebiet soll das Revier der Schlitzer mit der scharfen Klinge gewesen sein.

    Zwölfmal Planen geschlitzt

    In drei von zwölf Fällen, die verhandelt werden, wurde jeweils ein Lkw auf einem Parkplatz bei Theilheim und auf den Raststätten Würzburg Süd und Würzburg Nord Opfer der Planenschlitzer. Im ersten Fall verschafften sie sich Zugang zum Auflieger. Im Anschluss entwendeten die Täter 15 Paletten Kaffepads im Gesamtwert von rund 23.000 Euro, im zweiten Fall erbeuteten sie Laptops und Drucker im Gesamtwert von 160.000 Euro. Im dritten Fall schließlich stahlen die Täter 104 Autoreifen, deren Wert sich auf insgesamt rund 15.600 Euro beläuft.

    Von einem serbischen Laster holte das Quartett erst 24 Großkartons Marlboro-Zigaretten runter (Verkaufswert: 50.000 Euro). Als der aufgebrochenen Laster vor dem Hauptzollamt Ansbach auf die erneute Verplombung wartete, schlugen sie erneut zu. Sie nahmen diesmal 362 Zigaretten-Kartons (Verkaufswert: 750.000 Euro) mit. Ihre Spuren tilgten sie mit Löschschaum. Die gesamte Beute, die ihnen der Staatsanwalt in Ansbach zur Last legt, hat einen Wert von 1,245 Millionen Euro.

    Nun stehen sie dafür in Ansbach vor Gericht. Für das Verfahren sind 50 Zeugen und zwei Sachverständige geladen. Bis Ende Mai soll verhandelt werden. „Die Angeklagten sollen im Zeitraum von Herbst 2015 bis Januar 2018 in insgesamt 12 Fällen in wechselnder Besetzung nachts an verschiedenen Parkplätzen entlang der A 3 und der A 6 die Planen dort geparkter LKWs aufgeschlitzt und jeweils die Ladung entwendet haben,“ heißt es beim Landgericht Ansbach.

    Erst gepeilt, dann geklaut

    Bundesweit ist diese Form von Kriminalität gerade stark im Blickfeld von Fahndern. "Die Planenschlitzer gehen oft sehr professionell vor," sagt ein Kripo-Beamter. "Oft fahren einige Beteiligte die Autobahnen nachts ab und schlitzen Planen auf, um zu sehen, ob sich Waren auf den Ladeflächen befinden." Dann fragten sie bei Mittelsmännern nach, ob die Güter aus deren Sicht geeignet sind. Eine weitere Gruppe wird anschließend informiert und holt sich die Ladung – oft leicht verkäufliche Ware wie Smartphones, Laptops oder Fernsehgeräte. Aber auch Fischkonserven, Autoersatzteile und Socken wurden 2018 gestohlen.

    Immer wieder wurden im vergangenen Jahr solche Fälle in Unterfranken gemeldet, von Kitzingen über Würzburg bis zum Spessart - auch auf der A 7. Im Oktober 2018 wurde die Polizei von einem Lkw-Fahrer an der Rastanlage Rhön alarmiert. Sie zählte dann 47 Lkw, an denen die Planen der Auflieger aufgeschlitzt waren. Am Tag darauf schnappten  Autobahnfahnder in Werneck einen verdächtigen Pkw mit polnischer Zulassung, der mit drei Männern besetzt war.

    Gemeinsames Vorgehen bei "Cargo"

    Um die Straftaten besser bekämpfen zu können, wurde im vergangenen Sommer das Projekt "Cargo" gestartet. Experten in Magdeburg koordinieren bundesweite Ermittlungen zu den Diebstählen auf Lastwagen und pflegen eine länderübergreifende Datenbank. Besonders in Polen gebe es gut organisierte Planenschlitzer-Banden, die auf deutschen Raststätten unterwegs seien, sagt der Sprecher des dortigen LKA, Andreas von Koß. Sie brächten die Waren anschließend nach Polen und verkauften sie von da aus weiter.

    Aber auch mit den Landeskriminalämtern in Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen und Nordhein-Westfalen gebe es ein enges Zusammenspiel, sagt von Koß. Wichtig sei zudem, mit ausländischen Behörden etwa in Polen, Tschechien, Frankreich und Österreich zusammenzuarbeiten. Denn das Ziel sei, die genauen Abläufe der Planenschlitzer zu kennen.

    Diebe in Polen gefasst

    Erste Erfolge zeigt die Zusammenarbeit schon:Im Januar 2019 rückten polnische Spezialkräfte in Gorzow Wielkopolski aus. Sechs Verdächtige konnten auf frischer Tat beim Entladen gestohlener Lastwagen-Ladungen festgenommen werden. Vier weitere wurden im Laufe der Durchsuchungen von 30 Wohnungen und Lagerräumen gefasst. Diebesgut im Wert von 100.000 Euro konnten die Ermittler sicherstellen, vor allem Heim- und Elektrogeräte. Darüber hinaus beschlagnahmten die polnischen Behörden Luxuswagen und Vermögen in Höhe von rund 600.000 Euro.

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