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Afghanistans letzter König ist tot

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Afghanistans letzter König ist tot

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    Kabul

    (dpa)

    Sein Land im Frieden zu sehen, war dem letzten König Afghanistans im hohen Alter nicht mehr vergönnt. „Mit großer Trauer will ich meine Mitbürger darüber informieren, dass Seine Exzellenz Mohammed Sahir Schah, Vater der afghanischen Nation, an diesem Morgen um 5.45 Uhr gestorben ist“, sagte Präsident Hamid Karsai am Montag mit Tränen in den Augen.

    Karsai nannte den Ex-König „ein Symbol der nationalen Einheit Afghanistans“ – auch wenn von dieser Einheit in dem von Gewalt heimgesuchten Land kaum noch etwas zu spüren ist. Immerhin musste Sahir Schah seinen Lebensabend nicht in der Fremde verbringen. Er starb nach monatelanger Krankheit im Alter von 92 Jahren in seinem Palast in Kabul.

    Erst 19 Jahre alt war Sahir Schah, als er nach der Ermordung seines Vaters Nadir Schah 1933 zum König der Afghanen gekrönt wurde. Es folgten lange Jahre auf dem Thron. Sahir Schah entpuppte sich als offener, liberaler und vorausschauender Regent. Er gründete die erste moderne Universität des Landes. Mädchen gingen zur Schule, Frauen durften wählen, die Presse war frei – all das sollte sich spätestens unter den Taliban radikal ändern. Doch da war Sahir Schah schon längst im Exil. Seine Herrschaft fand 1973 ein jähes Ende, 29 Jahre lang sollte der König afghanischen Boden nicht mehr betreten.

    Ein langes Exil in Rom

    Sahir Schah hatte sich wegen einer ärztlichen Behandlung in Italien aufgehalten, als sein Vetter Mohammad Daud die Monarchie 1973 stürzte. Der König versuchte nicht, sich gegen den Staatsstreich zu wehren, und verhinderte damit vermutlich Blutvergießen. Sahir Schah dankte ab und blieb in Rom. 28 Jahre später – Afghanistan hatte die meiste Zeit unter Krieg und Bürgerkrieg gelitten – kam es zu den Anschlägen vom 11. September 2001 und zu dem von den USA geführten Angriff gegen das radikal-islamische Taliban-Regime. Nach dem Sturz der Taliban Ende 2001 sahen viele in dem Ex-König eine Kraft, die das zerrissene Land einen könnte. Der Paschtune kehrte im April 2002 zurück nach Afghanistan, ihm wurde in seiner alten Heimat ein feierlicher Empfang bereitet. „Auch die Vögel sind glücklich, in ihr Nest zurückzukehren“, sagte er damals.

    Vor der Großen Ratsversammlung im Juni 2002 erklärte Sahir Schah zunächst seine Bereitschaft, für das Präsidentenamt zu kandidieren. Doch dann verzichtete er nicht nur auf den Thron, sondern zum Entsetzen vieler Afghanen auch auf die Kandidatur. Hartnäckig hielt sich das Gerücht, Sahir Schah habe unter dem Druck der USA, die ihren Kandidaten Hamid Karsai durchsetzen wollten, seinen Verzicht erklärt. Karsai, der 2004 bei einer demokratischen Wahl als Präsident bestätigt wurde, regiert Afghanistan bis heute.

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