Der philippinische Ökobauer Sarmiento isst deshalb seit Sonntag nichts, Bürgermeister Gianni Alemanno hat es versucht und Jaques Diouf, Vorsitzender der Welternährungsorganisation (FAO) mit Sitz in Rom, hat sein Protest-Fasten auch schon hinter sich. Gleich muss er ans Rednerpult und wird von den Mitgliedsstaaten 44 Milliarden Dollar fordern, um die Landwirtschaft in armen Ländern zu fördern und Kleinbauern zu helfen.
„Wieder nur leere Versprechungen.“
Jonjon Sarmiento, Ökobauer von den Philippinen
Am Ende des Tages wird es wieder viele Versprechungen gegeben haben und wenig Konkretes. Von 44 Milliarden Dollar ist auf der noch bis Mittwoch dauernden Welternährungskonferenz jedenfalls nicht mehr die Rede. Verabschiedet wird eine Erklärung, in der die Staaten die Förderung der Landwirtschaft vor Ort hervorheben.
Die 190 Delegationen und mehr als 60 Staats- und Regierungschefs behalten auch ihr 1996 gestecktes Ziel bei, die Zahl der Hungernden bis 2015 um die Hälfte zu reduzieren. Inzwischen leidet weltweit eine Milliarde Menschen an Hunger, 200 Millionen mehr als vor zehn Jahren.
„Wieder nur leere Versprechungen“, sagt Ökobauer Sarmiento, der aus der Kleinstadt Victoria in der philippinischen Provinz Oriental Mindoro kommt und heute vor dem FAO-Gebäude protestiert. Der norwegische Bergbaukonzern Intex Ressources hat bei Victoria den Bauern Land zu Schleuderpreisen abgekauft. Ehemalige Reisfelder, Wasservorräte.„Jetzt droht der Hunger“, sagt Sarmiento. Er will wissen, auf welcher Seite die Welternährungsorganisation steht und was ihr Plan gegen Entwicklungen wie die in Victoria ist.
Würde Sarmiento mit Ilse Aigner, der nach Rom gereisten Bundeslandwirtschaftsministerin, sprechen können, wäre er vielleicht zuversichtlicher. Aigner sagt, der weltweite Hunger müsse „vor allem lokal gelöst werden“. Das klingt gut. Aber Sarmiento weiß trotzdem nicht, ob er und die anderen Bauernfamilien bald noch genug zum Essen haben werden.
Allein während des ersten Konferenztages werden 17 000 Kinder an Hunger sterben, sagt UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon. Alle fünf Sekunden eines. Papst Benedikt XVI. ist vom Vatikan herüber zum Sitz der FAO gekommen. In seiner Rede mahnt er, „den Egoismus zu bekämpfen, der es ermöglicht hat, dass Spekulantentum sogar auf dem Getreidemarkt herrscht und Nahrungsmittel auf eine Ebene mit anderen Waren stellt“.
„Der weltweite Hunger muss vor allem lokal gelöst werden.“
Ilse Aigner (CSU), Bundeslandwirtschaftsministerin
Keiner der G-8-Regierungschefs wird diese Worte hören. Außer dem Gastgeber, Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi, ist niemand der „Großen acht“ gekommen. Und so richtet sich ein Teil der weltweiten Aufmerksamkeit auf Gestalten wie Simbabwes Diktator Robert Mugabe, der die Konferenz nutzt, um sich aus seiner internationalen Isolation zu lösen. Oder auf Asam al Sada Farahi, die Frau des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, die den Iran als positives Beispiel im Kampf gegen den Hunger lobt.
Und dann ist da noch der libysche Revolutionsführer Muammar Gaddafi, der auf der Konferenz erst einmal gegen den Geiz der ehemaligen Kolonialmächte schimpft. Über ihn ist zu erfahren, dass er am Vorabend der Konferenz 150 Hostessen in die Residenz des libyschen Botschafters bestellt hat. Man habe über Religion diskutiert. Zum Abschied hätte jede der Frauen den Koran und einen Unkostenbeitrag von 50 Euro bekommen. Am Montagabend wollte Gaddafi das Treffen fortsetzen.