Wenn die Franzosen am Sonntag ihren Präsidenten wählen, behalten sie entweder Carla Bruni-Sarkozy als „Premiere Dame“ – oder bekommen mit der Journalistin Valérie Trierweiler eine neue. Gemeinsamkeiten haben sie einige.
Denn eine Überzeugung eint Carla und Valérie: Dass ihr Mann der beste ist für das höchste Staatsamt Frankreichs – auch wenn es sich freilich nicht um denselben Mann handelt.
Das Land brauche einen Präsidenten wie Nicolas Sarkozy: so energiegeladen und aufopferungsvoll, dass sie um sein Leben fürchte, erklärt Carla Bruni-Sarkozy. Während Valérie Trierweiler, die Lebensgefährtin des sozialistischen Kandidaten François Hollande, versichert, sie sei schon lange überzeugte „Hollandistin“. Umfragen sagen ihm einen Wahlsieg am Sonntag voraus – und damit für Trierweiler eine neue Aufgabe als „Premiere Dame“ des Landes und die Nachfolge Brunis.
Elegant ist die eine wie die andere. Sowohl das stilsichere 44-jährige Ex-Model Bruni, als auch die 47-jährige Trierweiler ziehen die Blicke und Kameras auf sich, wenn sie bei Wahlkampfauftritten ihrer Männer als „Premier Fan“ in der ersten Reihe stehen. Auch der Vorwurf, unterkühlt zu wirken, trifft gelegentlich die eine wie die andere.
Beide unterstützen ihre Partner auf ähnliche Weise: im Hintergrund, aber präsent in Schlüsselmomenten wie der Stimmabgabe, ihr eigenes Bild in der Öffentlichkeit sorgfältig pflegend. Während das Ex-Mannequin Bruni mediales Interesse gewohnt ist und eine Karriere als Chanson-Sängerin eingeschlagen hatte, bevor sie den französischen Präsidenten heiratete, tut sich Valérie Trierweiler noch schwer damit, Gegenstand von Berichterstattung zu sein und nur noch Artikel für die Kultur-Rubrik zu schreiben.
Vorher berichtete sie selbst als politische Journalistin beim Magazin „Paris Match“, zuständig für die sozialistische Partei. Hollande kennt sie daher seit Jahren, ebenso wie dessen Ex-Partnerin Ségolene Royal, mit der er vier Kinder hat. Ihre heimliche Liaison lief bereits, als Royal 2007 zur Präsidentschaftswahl antrat. Offiziell wurde sie aber erst nach deren Wahlniederlage und auch Valérie Trierweiler trennte sich von ihrem zweiten Mann, mit dem sie drei Söhne hat. Ob sie im Falle von Hollandes Wahlsieg heiraten würden, bleibt ungewiss. „Man würde es jedenfalls erst danach erfahren“, erklärt Trierweiler.
So handhabte es auch Nicolas Sarkozy bei der Hochzeit mit seiner dritten Frau Carla Bruni. Für sie war es zwar die erste Ehe, doch hatte sie zahlreiche oftmals berühmte Liebhaber – von Eric Clapton bis Donald Trump. In früheren Liedern besang sie sich selbst als „exzessiv“, in Interviews sprach sie sich gegen die Monogamie aus.
Der Vater ihres Sohnes Aurélien, der Philosoph Raphaël Enthoven, ist wiederum der Sohn einer vorherigen Liebschaft: Bruni verließ den Literatur-Kritiker Jean-Paul Enthoven für eine Beziehung mit seinem Sohn Raphaël.
Seit ihrer Hochzeit aber hat die Franko-Italienerin ihre Koketterie abgelegt, schwärmt jetzt von ruhigen Filmabenden mit „Nicolas“ und ist auch politisch konvertiert von einer „Kaviarlinken“ zu einer konservativen „Sarkozystin“. Ihre im Herbst geborene Tochter Giulia schirmt sie rigoros ab. Indem sie Sarkozy als liebenden Familienvater darstellt, kehrt Bruni die menschliche Seite des machtbewusst auftretenden Präsidenten heraus. Ihre Aussage, sie seien „einfache Leute“, sorgte aber doch für Lacher. Tatsächlich kommt sie selbst aus einer reichen italienischen Industriellenfamilie, während Trierweiler in einfachen Verhältnissen aufgewachsen ist.
Die Journalistin hat den gegenteiligen Effekt auf Hollande, der lange als zu weichlich für ein so verantwortungsvolles Amt galt – innerlich wie äußerlich. Unter ihrem Einfluss nahm er deutlich ab, legte sich ein dynamischeres Auftreten zu. „Er ist endlich er selbst“, erklärt sie. Glamour bringt aber sie in seine Kandidatur – noch eine Gemeinsamkeit mit Bruni.