(dpa) Fast sieben Monate lang hat die Polizei fieberhaft nach dem Mörder der kleinen Michelle aus Leipzig gesucht – am Ende hat er dem Fahndungsdruck nicht mehr standgehalten. Ein 18-Jähriger aus der Nachbarschaft hat gestanden, die acht Jahre alte Schülerin im vorigen August ermordet zu haben. „Er hat sie getötet, nachdem er zuvor versucht hat, sich an Michelle sexuell zu vergehen“, sagte Oberstaatsanwalt Hans Strobl am Montag in Leipzig. Gegen den jungen Mann sei Haftbefehl erlassen worden. Durch seine Ausbildung zum Sozialassistenten kannte er das Mädchen.
Den Ermittlern ist die Erleichterung anzumerken, als sie auf einer Pressekonferenz die Öffentlichkeit informieren. Den Grundstein für den späten Erfolg hätten Ermittler gelegt, die den Mörder von Michelle in der Nachbarschaft vermutet hatten. Haus für Haus waren die Ermittler zu Befragungen angerückt und hatten um freiwillige DNA-Proben gebeten. Am Sonntag um 17 Uhr sollte der 18-Jährige dran sein.
Mit seiner Mutter sei der junge Mann auf einer Polizeiwache erschienen und habe zunächst bloß eingeräumt, Michelles Leiche in einen Ententeich geworfen zu haben. Nach mehreren Stunden schließlich sei der Auszubildende eingeknickt und habe die Tötung gestanden. Demnach wurde Michelle bereits am Abend ihres Verschwindens am 18. August 2008 umgebracht. „Die sächsische Polizei hatte null Chance, das Mädchen noch lebend zu finden“, sagt Sachsens Innenminister Albrecht Buttolo. Die Leiche war drei Tage später in dem Teich entdeckt worden. Michelle war auf dem Heimweg von den Ferienspielen verschwunden.
20 000 Hinweise und Spuren
Monatelang hatten die Ermittler im Dunkeln getappt. Rund 20 000 Hinweise und Spuren seien aufzuarbeiten gewesen, sagt Buttolo, knapp 10 000 Befragungen wurden absolviert. Die Polizei durchkämmte akribisch die Umgebung des Fundortes der Leiche im Leipziger Südosten, durchsuchte Industriebrachen und vernahm zahllose Anwohner und Kleingärtner – erfolglos.
Dass der mutmaßliche Mörder des Kindes nun doch gefasst wurde, habe Michelles Vater „sehr ruhig und gefasst aufgenommen“, sagt Rechtsanwältin Ina Alexandra Tust, die die Familie betreut. Doch nun werde sicherlich vieles wieder aufbrechen. Die Eltern waren mit Michelles beiden Brüdern wenige Wochen nach der Tat aus Leipzig weggezogen.