Robbe, der seinen Bericht am Dienstag dem Bundestag übergab, berief sich auf eine Untersuchung der Sporthochschule Köln und des Zentralen Instituts des Sanitätsdienstes der Bundeswehr in Koblenz. Diese hatten die 4000 Soldaten zwischen 18 und 29 Jahren untersucht und die Daten mit einer gleich großen zivilen Gruppe verglichen. Demnach sind 40 Prozent der Soldaten übergewichtig, während es im zivilen Bereich nur 35 Prozent sind.
Als stark übergewichtig müssen 8,5 Prozent der Armeeangehörigen gelten, bei den Zivilen sind es nur 7,1 Prozent. 52 Prozent der Soldaten rauchen und jeder Fünfte betreibt überhaupt keinen Sport. Weil aber zum Bund nur jene jungen Männer kommen, die bei der Musterung eine gewisse Grundfitness aufweisen, bleibt nach dieser Studie nur der Schluss, dass der Armeedienst selbst ein Dickmacher ist.
Zu wenig Sport
Robbe widersprach dem nicht. Aber nicht die Soldaten seien schuld, sondern ihre Dienstherrn. Es fehle an Sportmöglichkeiten in den Kasernen und oft fielen Sportstunden aus. Gesundheitliche Aufklärung werde nicht effektiv und professionell betrieben. Es mangele an der Grundeinstellung zu Sport und Gesundheit, formulierte Reinhold Robbe. Dabei gäbe es genug gute Beispiele in den eigenen Reihen, nämliche jene Bundeswehrangehörigen, die als Leistungssportler gefördert werden und internationale Erfolge feiern. „Weshalb werden die Elite-Athleten nicht besser als Vorbilder genutzt?“, fragte Robbe. Fitness bedeute im Einsatz zusätzliche Sicherheit.
Ausrüstungsmängel
Abenteuerlich sind aber auch andere Missstände, die Robbe bei seinen vielen Truppenbesuchen erfuhr. So wird die Hälfte der Kraftfahrer ohne eine vorherige Typeneinweisung für schwere Fahrzeuge wie „Dingo“ oder „Fuchs“ nach Afghanistan geschickt. Geräte, die dort überlebenswichtig sind. Die Fahrer müssen den Umgang mit ihnen dann im Einsatz und im schweren Gelände lernen, was zum einen die Unfallgefahr erhöht und sie zum anderen zur Zielscheibe von Angriffen macht.
„Nicht zu verantworten“, schreibt Robbe. Fast schon tröstlich: Längst nicht alle „Dingos“ fahren auch. Einen fand Robbe bei seiner Visite in Kabul vor, der schon seit sieben Monaten mangels Ersatzteilen nicht einsatzbereit war. In Afghanistan mussten sich etliche Soldaten auch Kälteschutzjacken im Dreifarbtarndruck selbst auf privaten Märkten besorgen, ebenso Pistolenholster.
Zwei Hauptursachen hat der Wehrbeauftragte für die meisten Mängel ausgemacht: anhaltende Unterfinanzierung und eine überbordende Bürokratie. Die Regelungswut zerre an den Nerven der Soldaten – vom Meldezwang für Nichtigkeiten über Abgasuntersuchungen bis zur Mülltrennung.