Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

ROM: Ein neuer zweiter Mann im Vatikan

ROM

Ein neuer zweiter Mann im Vatikan

    • |
    • |
    Pietro Parolin
    Pietro Parolin Foto: Foto: afp

    Gut fünf Monate nach seinem Amtsantritt hat Papst Franziskus eine der wichtigsten Personalentscheidungen getroffen: Er hat den italienischen Erzbischof und Vatikan-Diplomaten Pietro Parolin zum neuen Kardinalstaatssekretär berufen. Der 58-Jährige werde das Amt Mitte Oktober übernehmen, teilte der Vatikan mit.

    Parolin folgt damit auf den umstrittenen Kardinal Tarcisio Bertone, dessen Rücktrittsgesuch Franziskus zuvor akzeptiert hatte. Der Staatssekretär ist einer der wichtigsten Männer in dem Kirchenstaat, er wird auch als Regierungschef und Nummer zwei im Vatikan bezeichnet.

    Damit setzt Franziskus gut fünf Monate nach seiner Wahl zum Papst den Umbau der römischen Kurie fort. Die Ernennung eines neuen Staatssekretärs gilt als wichtigste Personalentscheidung des neuen Pontifex. Er bestätigte gleichzeitig fünf weitere Geistliche auf ihren Posten in der Kurie, darunter auch den Deutschen Georg Gänswein als Präfekt des Päpstlichen Haushalts.

    Parolin arbeitet seit 2009 als Botschafter des Heiligen Stuhls in Venezuela. Der aus der Nähe von Vicenza stammende Italiener ist seit vielen Jahren Vatikan-Diplomat und Priester. Er drückte Franziskus in einer ersten Stellungnahme seinen „tiefen und herzlichen Dank“ für das Vertrauen aus. Sein neues Amt sei eine „anspruchsvolle und fordernde Aufgabe“ und seine Nominierung „eine von Gottes Überraschungen in meinem Leben“. Parolin wird der jüngste Staatssekretär im Vatikan seit mehr als 70 Jahren.

    Parolin erreichten nach seiner Berufung zahlreiche Glückwünsche aus aller Welt. Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano sagte: „Ich bin sicher, dass unsere Beziehungen dank seiner Präsenz an der Spitze des Heiligen Stuhles mit neuen Inhalten bereichert werden.“ Auch Italiens Regierungschef Enrico Letta gratulierte per Telegramm.

    Mehr als 20 Jahre trennen Pietro Parolin und Tarcisio Bertone. Doch das Alter ist nicht der einzige Unterschied zwischen dem neuen Kardinalstaatssekretär und seinem Vorgänger. Während Bertone auch innerhalb der Kurie stark umstritten war, ist der 58 Jahre alte Erzbischof Parolin fast schon eine Art Hoffnungsträger. Er soll auf einem der mächtigsten Posten des Vatikans frischen Wind und Reformen einbringen. „Die Rückkehr des jungen Parolin, der noch nicht einmal Kardinal ist, klingt wie die totale Niederlage des vorherigen Modells“, kommentierte der „Corriere della Sera“.

    Sieben Jahre lang war Bertone einer der mächtigsten Männer im Vatikan. Eine Zeit mit einer Reihe von Krisen und Skandalen: Die „Vatileaks“-Affäre, der Missbrauchsskandal und die Probleme mit der umstrittenen Pius-Bruderschaft. Bertones Führung, einige seiner Entscheidungen und sein Umgang mit den Krisen waren heftig umstritten, immer wieder geriet der 78-Jährige ins Schussfeld der Kritiker. Die Front der Gegner Bertones wuchs mit den Jahren, der Italiener verlor an Rückhalt. Mit dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI., der ihn 2006 zum Kardinalstaatssekretär gemacht hatte, wurde die Luft für ihn noch dünner. Dennoch hielt Bertone zunächst an seinem Posten fest. „Der erzwungene Rücktritt“, titelte der „Corriere della Sera“, nachdem nun Bertones Ablösung zum Oktober bekannt wurde.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden