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AMSTERDAM: Freiwillige für eine Mission zum Mars gesucht - Rückkehr nicht geplant

AMSTERDAM

Freiwillige für eine Mission zum Mars gesucht - Rückkehr nicht geplant

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    Natürlich! Der Mars wird ja oft auch «roter Planet» genannt. Foto: ESA/ESOC
    Natürlich! Der Mars wird ja oft auch «roter Planet» genannt. Foto: ESA/ESOC

    Sie haben die Erde satt? Wollen woanders ganz neu anfangen? Der "Curiosity", dem Marsrover, einen Besuch abstatten? Das niederländische Unternehmen

    Mars One

    macht es möglich und plant eine Kolonie auf dem roten Planeten zu gründen. Schon in zehn Jahren soll es losgehen. Allerdings ist das eine Mission ohne Wiederkehr.

    • Hier geht' s zu den Bedingungen für die Marsmission (englisch).

    Erdmüde können ihre Bewerbung als Marspionier per Videobotschaft einreichen. Demnächst wolle Mars One das Bewerbungsverfahren eröffnen, sagt Bas Lansdorp, Chef und einer der Gründer des niederländischen Unternehmens. Wer zum Mars One wolle, müsse mindestens 18 Jahre alt sein und einige bestimmte Charaktereigenschaften mitbringen, schreibt Mars One: Der künftige Marsbewohner müsse robust, anpassungsfähig, neugierig, einfallsreich und in hohem Maße teamfähig sein. Über eines müssen sich die Aspiranten für die Marsmission allerdings im Klaren sein: Sie lösen ein One-Way-Ticket - ohne Rückkehr zur Erde.

    Die sei nach einem längeren Aufenthalt auf dem Mars nicht mehr möglich, sagte Lansdorp. Auf dem rund acht Monate dauernden Flug zum Mars werden die Astronauten bereits Muskelmasse verlieren, die Knochen bauen ab. Die Schwerkraft auf dem Mars sei zudem geringer als auf der Erde. Wer sich länger auf dem Mars aufgehalten habe, werde sich an die Bedingungen auf der Erde nicht mehr anpassen können, sagt Lansdorp.

    Und hier liegt einer der Knackpunkte der Mars-Mission. Prof. Klaus Schilling, Informatiker an der Universität Würzburg und Mitentwickler des ESA-Marsrovers MIDD sagt dazu: "Das wird kein Urlaub." Auf dem Mars herschten aufgrund der nicht vorhandenen Atmosphäre Temperaturdifferenzen zwischen minus 100 Grad in der Nacht und plus 20 Grad mittags. Das sei auch der Grund für die immense Strahlung auf dem Planeten. Schilling: "Die Strahlungspartikel der Sonne treffen ohne Atmosphäre ungebremst auf die Oberfläche, da hilft den Astronauten auch ein Raumanzug nur begrenzt."

    Die ganze Zeit auf dem Mars ununterbrochen in einem Raumanzug, da werde ein simpler Schnupfen zum Problem, so der Informatiker weiter.

    Die Holländer planen aber gar nicht zurück zu kommen. Aber selbst wenn man zurückkommen möchte, kann wegen des großen Energiebedarfs für den Rüückflug der rote Planet nur verlassen werden, wenn er in einer

    günstigen Konstellation zur Erde steht. "Da kann man nicht nicht jederzeit wieder abreisen," sagt Schilling. Etwa zwei Erdjahre braucht der Mars um einmal die Sonne zu umkreisen.

    Dessen ungeachtet laufen die Vorbereitungen für die Marsbesiedlung bereits. Schon in drei Jahren soll die erste Mission starten: Im Januar 2016 will Mars One das erste Raumschiff mit Versorgungsgütern und Solarmodulen zum Mars schicken. Der Raumtransporter soll im Oktober nahe dem künftigen Siedlungsort landen. 2018 wollen die Niederländer einen großen Rover hinterherschicken. Der wird die Umgebung des Landeplatzes erkunden und den Platz ausfindig machen, an dem die Siedlung schließlich entstehen soll.

    Bis 2021 sollen alle Komponenten für die Siedlung in verschiedenen Missionen auf den Mars transportiert werden. Dazu gehören unter anderem zwei Wohnmodule, zwei Module für die Lebenserhaltung sowie ein zweiter Rover. Die beiden Rover werden die Komponenten zum Siedlungsort bringen und alles für die Ankunft der Siedler vorbereiten. So soll die Marskolonie in den 2020er Jahren aussehen. 2022 wird es dann ernst für die ersten vier Kolonisten: Im September werden sie von der Erde aufbrechen und sieben Monate später, im April 2023, ihre neue Heimat erreichen.

    Wenige Wochen später sollen sie Post von der Erde bekommen - in Form von fünf Versorgungsmissionen mit weiteren Unterkünften, Versorgungsgütern und einem weiteren Rover. Die nächsten Kolonisten sollen dann 2025 auf dem Mars landen.

    Und wer bezahlt das Ganze? Finanzieren wollen die Niederländer das Projekt durch Spenden, über Sponsoren und den Verkauf von Übertragungsrechten. Von Anfang an soll das Marsprojekt im Fernsehen übertragen werden, schon die Auswahl der Kandidaten können die Zuschauer verfolgen - eine Marsmission à la Big Brother also. Später sollen die Versorgungsflüge sowie die Aktionen der Rover auf dem Mars übertragen werden.

    Hier gibt ' s ein Video von der Mars-Mission

    Richtig spannend wird es, wenn die ersten Missionare auf dem Mars ankommen und die Zuschauer auf der Erde deren neues Leben auf Schritt und Tritt im TV verfolgen können. Weitere Finanzmittel erhoffen sich die Macher durch das Bewerbungsverfahren für die Reise zum Mars. Um sicherzugehen, dass sich nur ernsthafte Interessenten melden, wird Mars One eine Gebühr für die Einreichung erheben. Mars One erwarte rund eine Million Bewerbungen, sagte Lansdorp.

    Bei einem Beitrag von voraussichtlich 25 US-Dollar kommt da eine hübsche Summe zusammen. Um eine Chancengleichheit zu wahren, soll der Betrag nicht einheitlich sein: Bewerber aus reichen Ländern zahlten mehr als solche aus ärmeren Ländern, so Lansdorp weiter. Es hätten sich bereits 45 000 Nutzer in den E-Mail-Verteiler des Unternehmens eingetragen, so der Unternehmer.

    Außerdem hätten sich schon 10 000 Interessenten per Mail bei dem niederländischen Unternehmen gemeldet. Nach dem Wettlauf zum Mond in den 1960er Jahren scheint nun ein Wettlauf zum Mars bevorzustehen - allerdings mit privater Beteiligung. Zwar will auch die Nasa eine bemannte Mission zum Mars schicken. Doch die US-Raumfahrtbehörde plant ein solches Vorhaben erst für die 2030er Jahre.

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