Über 200 Online-Shops für Rauschgifte haben sie ausgemacht, eine ganze Reihe davon auch in Deutschland. Mehr als 200 psychoaktive Substanzen hatten die Händler im Angebot, warnte EBDD-Chef Wolfgang Götz am Donnerstag in Brüssel bei der Vorlage des jährlichen Drogenberichtes.
Die Tendenz zu Opioidkonsum sei „dramatisch“: Zwischen 2005 und 2006 waren 3,5 Prozent aller Todesfälle bei Europäern im Alter von 15 bis 39 Jahren durch illegale Rauschgifte verursacht. In 70 Prozent der Fälle wurden Opioide nachgewiesen. Insgesamt, so schatzt die EBDD, sterben jedes Jahr zwischen 7000 und 8000 EU-Bürger nach dem Konsum von Drogen.
Dabei haben sich die Trends der letzten Jahre fortgesetzt: Illegale Aufputschmittel wie Amphetamine und Ecstasy sowie Cannabis stagnieren, dagegen erreicht der Kokainkonsum immer höhere Werte. Rund zwölf Millionen Europäer zwischen 15 und 64 Jahren haben in ihrem Leben bereits einmal Kokain probiert.
Allein im Vorjahr waren es 3,5 Millionen zwischen 15 und 34 Jahren, die mindestens einmal Kokain zu sich nahmen. Zwischen 2002 und 2006 stieg die Zahl der Betroffenen, die um eine Behandlung baten, um mehr als das Doppelte an – von 13 000 auf fast 30 000. „Was wir beim Drogenkonsum beobachten, macht uns große Problem“, so Götz weiter. Auch die Stagnation des Cannabisgebrauches sei „kein Grund zur Entwarnung“, da dies auf einem „hohen Niveau“ geschehe.
Immerhin haben 71 Millionen Europäer – in der Altersklasse zwischen 15 und 64 Jahren also jeder Vierte – bereits einmal Cannabis konsumiert. Rund vier Millionen Erwachsene greifen täglich zu diesem Rauschgift. Die Zahl derer, die wegen Besitzes illegaler Drogen von Fahndern aufgegriffen wurden, hat sich EU-weit im Vorjahr um 50 Prozent erhöht, die Anzeigen gegen Händler kletterte dagegen nur um zwölf Prozent nach oben.
Nach wie vor versuchen die Sicherheitsbehörden die Nachschublinien nach Europa zu unterbrechen. Diese haben sich offenbar deutlich verändert. Vor allem die iberische Halbinsel würde inzwischen mehr genutzt. Das Zentrum für Drogenbekämpfung im Mittelmeerraum in Toulon mutmaßt sogar, dass das Baltikum zur wichtigsten Drogeneinfallschneise nach Europa überhaupt werden könnte. Dabei gebe es jedoch eine „große Unbekannte“, die nicht einmal die EU-Mitgliedstaaten exakt angeben können: Die Beobachter der Gemeinschaft stellen nämlich fest, dass die einheimische Produktion illegaler Suchtmittel eine große Rolle spielt.