„So habe ich mir meinen Ruhestand nicht vorgestellt. Meine Wohnungsmiete wurde um 15 Prozent erhöht, für eine Direktversicherung muss ich aufgrund einer nachträglichen Gesetzesänderung noch Krankenversicherungsbeiträge nachentrichten. So arbeite ich seit meiner Verrentung Anfang April noch auf einer Drittel Stelle – auch um mir bisweilen ein paar kleine Extras gönnen zu können, die das Leben ja erst angenehm machen. Gott sei Dank brauch' ich in Schweinfurt kein Auto; das könnte ich mir nicht leisten. Ich arbeite jetzt, solange ich noch mit dem Fahrrad ins Labor komme. Und danach? Vielleicht lass' ich das Rauchen sein, um mit der Rente hinzukommen.“
Renate Schwarz (65) aus Schweinfurt ist medizinisch-technische Assistentin und arbeitet seit ihrem 19. Lebensjahr mit einer lediglich dreiwöchigen Unterbrechung wegen Arbeitslosigkeit. Im Labor ihres Arbeitgebers teilt sie sich eine Stelle mit anderen Angestellten. Sie empfindet ihr Schicksal selbst als „den Normalfall“ und verweist auf viele Personen in ihrem Bekanntenkreis, die noch weniger Geld zum Leben hätten.